Alles rosa, alles blau?!

Kinderwelten gestern und heute

Ein Fotobericht von Sigi Ulbrich

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Alles rosa, alles blau?!

Kinderwelten gestern und heute

Für drinnen werden die typischen Jungenspielsachen gezeigt. wie Blecheisenbahn
- Dampfmaschine und Baukästen mit vorgeformten Holzbausteinen. 

Auch wenn laut Auszeichnung des Museums dieser Kasten einem Mädchen gehörte, ich denke, überwiegend haben die Jungen damit Brücken, Türme, Burgen und Häuser gebaut. 

Ein Anker-Steinbaukasten. Als Kind hätte ich damit spielen können. 

Mein Bruder hatte den alten Kasten seines Patenonkels bekommen und viel damit gebaut - aber ich konnte nicht so recht etwas damit anfangen. Tore, Säulen und Podeste, nein, das war nichts für mich, drinnen spielte ich lieber mit meiner Puppenstube. 

Doch mein Bruder baute eine Landschaft für seine Blecheisen- bahn auf. Die konnte er mit einem Schlüssel aufziehen und dann sauste sie über die Gleise. War die Kurve zu eng gelegt, so sauste sie auch schon mal über die Gleise hinaus. Ach, was hätte er für eine richtig elektrische wie die hier gezeigte Eisenbahn gegeben.

Die Unterschiede zwischen Puppen- und Kinderherd treten hier so richtig ans Licht. 

Einen wirklich beachtlichen Kinderherd von Heiliger aus den 50er Jahren kann man bewundern. Im Nachherein werde ich noch neidisch. 

Ein richtiger Elektroherd. Und ich war schon stolz auf meinen Herd. Eine Kerze brannte unter dem kleinen Töpfchen und meistens hatte ich nicht die Geduld auch nur darauf zu warten, bis das Wasser einwenig warm wurde. 

Schauen Sie rechts daneben die Strickliesel an, dann können Sie die stattliche Größe erahnen. Einen schönen Puppenherd
sieht man in einer Vitrine nebenan. Die Puppenküche bekam ein Elmshorner Mädchen in den 30er Jahren zu Weihnachten
. Das Museum erhielt zu der Puppenküche auch das passende Kinderfoto - ein Glücksfall. 

Überhaupt die Fotos. Die ganze Ausstellung wird untermauert mit Kinderfotos. Große Banner und Poster mit erklärenden Worten zum jeweils gezeigtem Thema und dazu passenden Kinderfotos an den Wänden. Eine wirklich umfangreiche Foto- schau auf einem Bildschirm vervollständigt die Ausstellung. Meinen Favoriten sehen sie links - den kleinen Butje mit seinem Bollerwagen - auf Kohlenklau? Oder kommt er vom Kohlenmann. Wie auch immer, beides ist möglich, beides passt in die Zeit. Mein Bruder - damals in ähnlichem Alter zog mit seinem Bollerwagen auf die nahe gelegene Baustelle und kam mit Bauholz zurück. Unsere Mutter war darüber nicht so glücklich, wie er es sich erhofft hatte. Dabei wollte er Pluspunkte sammeln - der Schlawiner.

Auch Fotos von spielenden Kindern aus den 30er und 40er Jahren. Ein Stück Geschichte, das wir lieber vergessen möchten. Doch auch da haben Kinder gespielt, haben Familien Weihnachten und Geburtstage gefeiert, haben geheiratet und Kinder bekommen. Die kamen dann irgendwann zur Schule und spielten im Garten und auf der Straße. Naja, eigentlich spielten sie auch drinnen. Aber das wurde nur selten fotografisch dokumentiert. Das lag daran, dass die Sache mit dem Blitzlicht damals noch nicht so einfach war.

Die Zeitdokumente von der Flucht sind dann von anderer Art. Aber mindestens so aussagefähig wie ein Foto. Ein selbst genähter Brustbeutel
, ein Zettel mit Name, Geburtsdatum und der Adresse der Tante im Westen. Dazu der Bericht einer Dame, die damals - auf der Flucht aus Pommern - als kleines Mädchen diesen Brustbeutel trug. Sie schreibt von den Schrecken und der Kälte und sie schreibt auch, unsere Puppen mussten wir zurücklassen.

Hier möchte ich jetzt einen dicken Gedankenstrich ziehen.

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