Aus der Not geboren
- eine kleine Bauernstube aus Wirsberg

Ein Fotobericht von Sigi Ulbrich - Seite 1-4

   

[ Seite 1 ] [ Seite 2 ] [ Seite 3 ] [ Seite 4 ]

Aus der Not geboren - eine kleine Bauernstube aus Wirsberg

Ich habe mir nie so richtig Gedanken darüber gemacht, was ein Berufsverbot eigentlich bedeutet. Ich meine, was das für Auswirkungen auf den betreffenden Menschen und seine Familie hat. 

  • Als Berufsverbot wird eine Anordnung eines Staatsorgans bezeichnet, die einer konkreten Person oder Personengruppe bestimmte Tätigkeiten untersagt. 

So steht es bei Wikipedia geschrieben und, so wird es zurzeit in der Türkei gelebt. Aber bei uns in Deutschland? Nun ja in der Vergangenheit hatten wir natürlich auch viel damit zu tun. Zum einen zwischen 1933 und 1945 und anschließend kam dann die Kehrseite der Medaille.

Einer der Nachkriegsbetroffenen war Friedrich Karl Böhner, oder wie er sich lieber nannte Fritz Boehner
. Er war bis zum Ende des Krieges ein bekannter und beliebter Filmproduzent. Sein Filmstudio
hatte er in Gorbitz/Dresden. Der Gasthof “Zum Reichsschmied” (900 Gäste konnten sich dort auf einmal vergnügen) aus dem 19. Jahrhundert wurde 1938 von Boehner erworben und zu den Boehner Filmstudios umgebaut.

Nach seiner Flucht vor der Roten Armee im März 1945 kehrte Boehner zunächst in seine Geburtsstadt zurück. 1946 erfolgte in Dresden die Enteignung und, weil alles so praktisch vorhanden war, zog nach kurzer Zeit die DEFA in den Gebäudekomplex und richtete hier das DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme ein. 1955 wurde dieses in DEFA-Studio für Trickfilme umbenannt und war bis 1990 bedeutendster Trickfilmproduzent der DDR

Hier entstanden zahlreiche bekannte Puppen- und Zeichentrickfilme für Kinder, aber auch Auftragsproduk- tionen für das DDR-Fernsehen und öffentliche Einrich- tungen

Vor ein paar Jahren waren wir einmal dort und haben uns das Haus angesehen. Viel hatte es uns nicht zu sagen.

Jetzt fragen Sie sich liebe Leserin, lieber Leser sicherlich, wie es mir gelingen wird, den Bogen von dem Filmemacher Fritz Boehner zu einer kleinen Bauernstube zu schlagen. Nun, das ist ganz einfach, er hat diese Stuben gebaut.

Nach der Flucht 1945 und der Enteignung 1946 versuchte Boehner zunächst in Wirsberg/Oberfranken - nahe seiner Geburtstagsstadt Erlangen, eine neue Filmproduktion zu etablieren. Allerdings versagten ihm die amerikanischen Besatzungsbehörden die Lizenz.

Zur beruflichen Untätigkeit gezwungen, suchte er nach einer neuen Einnahmequelle und fand diese ausgerechnet in den Notunterkünften von Wirsberg. Dort baute er zusammen mit Heimarbeitern - überwiegend Flüchtlinge aus dem Osten, die ebenfalls in diesen Wohnbaracken untergekommen waren - kleine Bayrische Puppenstuben.

Seine Zielgruppe waren die heimreisenden GI’s. Deswegen mussten die Stuben klein, stabil und preiswert sein. Die Produktionskosten wurden auf ein Minimum beschränkt.

Ich schaute schon lange nach den Wirsberger Ministuben. Im Januar 2012 war wieder einmal eine Stube im Ebay und am 29.01.2012 habe ich sie ersteigert. Angeboten wurde sie als 

Bayrische Bauernstube
Made in US Zone Germany

Für 22,50 Euro war sie meine. Das war günstig, weil sie in ihrer Originalschachtel
war. Aber viel höher werden sie selten verkauft. 

Doch manch ein Verkäufer
träumt einen höheren Traum.

 Seite

E-Mail an Tortula: E-Mail an Tortula

... zur Puppenkommode:Zur Puppenkommode

©Tortula & gmuwebSign