Aus der Not geboren
- eine kleine Bauernstube aus Wirsberg

Ein Fotobericht von Sigi Ulbrich - Seite 3-4

   

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Die gute Stube

Der Tisch ist mit einer Brotzeit gedeckt. Das wurde nicht in der Auktion erwähnt. 

In der anderen Auktion fehlen diese Sachen ganz. Glück muss man haben. Ein Bierkrug und zwei Scheiben Brot - wahrscheinlich mit Obatzter (Obatzda oder Obazda) bestrichen liegen auf einem „Holzbrett“ aus Pappe und drei weitere „Bretter“ stehen auf dem Tisch.

Da kann sich der neue Hausherr doch direkt an den Tisch setzen. „Dös is pfundig!

Sehr hübsch anzusehen ist das zarte Kalenderbild. Ein Abreißkalender!

Wie schön passte der in die Zeit der Stube hinein - heute kennen wir kaum noch welche. Ich hatte mit 6 ½ Jahren einmal einen. Es standen für jeden Tag christliche Sprüche darauf. Leider war das ganze Jahr bereits im März abgerissen. Da hatte mein Bruder Geburtstag und ich suchte einen schönen Spruch für ihn, den ich als Geburtstagsgeschenk auf ein Stück Papier schreiben wollte - schließlich konnte ich nun auch schreiben und nicht nur lesen (das konnte ich bereits mit 5 Jahren, ich war unersättlich in Sachen Märchen und Geschichten. Meine Geschwister hatten keine Lust, mir so viel vorzu- lesen, wie ich hören wollte, da brachten sie mir das Lesen bei). Aber seit dieser Zeit liebe ich die Abreißkalender.

In diesen Tagen wurde bei Ebay wieder einmal eine Wirsberger Stube angeboten. Der Kalender ist von 1946. Ich gehe einfach einmal davon aus, dass die Stube dann von 1946 ist und meine eben von 1947.

Schaut man nun ganz genau hin, kann man gerade noch erkennen, dass auch Steffies Kalender
für das Jahr 1947 gedacht ist und, dass auf dem Tisch irgendetwas liegt. 

Ich gehe jetzt einfach davon aus, dass genau wie bei mir eine Brotzeit eingedeckt ist. Wie erwartet sind die Gardinen und Kissen aus ganz anderen Stoffen als bei meiner Stube. Es ist also so, dass genommen wurde, was der Plünnbüdel hergab. Bin ich froh, dass ich von diesen Zeiten nur durch Erzählungen erfahren habe.

Eines dieser groben Kissen liegt in der Stube auf der Eckbank. Es ist prall gefüllt. Es ist aus einem sehr derben Stoff mit großem Schottenkaro. Das wäre heute wohl nicht mehr möglich.

An beiden Fenstern hängt eine schlicht hellblaue Gardine aus feinem Baumwollstoff. Die Fenster sind nicht verglast. Die Gardinenbretter sind mit nur einem Nagel befestigt. Hin und wieder muss man sie darum gerade richten.

Ausgesprochen schön ist der Kachelofen
. Da denkt man doch sofort an kalte Winterabende mit leckeren Bratäpfeln.

Sehr nett ist auch die kleine Wanduhr
. Das Pendel ist ein Fädchen. Im Gegensatz zu der Uhr in einem Artikel, den ich einmal in der Bayrischen Rundschau gelesen habe, zeigt meine Uhr 2 Uhr an und ich denke, es ist 14.00 Uhr gemeint. Übrigens, im Eisenbahn-Modellbau sind die Uhren überwiegend 5 vor 5.

Die Schlafstube

Die Schlafstube ist in einem rot, das beinahe schon ins orange schlägt. Ins Auge springt die hübsche Spiegel- kommode. Der kleine Spiegel ist nur ein Stück Folie. Trotzdem!!

Etwas überraschend sind die dicken Bettkissen. Zwei Stück mit derben, prall gefüllten Bezügen. Auch hier wieder recht große Muster. Ebenso groß gemustert und dick gefüllt sind die Kissen in der klitzekleinen Wiege. 
Sie sind in der Wiege festgeklebt. Ich bin aber der Meinung, dass dort ein Baby hinein muss. Ich habe sie vorsichtig gelöst – es ging zum Glück ohne Beschädigung der Kissen - und ein passendes Kind für die Familie gefunden.

Das Baby ist aus Hartplastik von Plastic Baby, ich denke wohl, dass es aus den 60er Jahren ist. Ich habe ihm damit es schnell geht, nur einen einfachen Strampelsack
aus ganz dünner Baumwolle gehäkelt und kein aufwendiges Jäckchen und Strampelhöschen. An der 1 Cent Münze kann man sehr gut die wirkliche „Größe“ des Babys erkennen.

Wie es aussieht, wurde der Wiegenboden nachlässig angeklebt. An der Farbe kann man sehen, dass er sich nicht später gelöst hat, sondern in diesem Zustand bemalt wurde. Schnell und nicht teuer war das Motto in den Baracken in Wirsberg.

Die rosa Gardinen, mit dezentem Muster sind an der Gardinenstange festgeklebt und diese wiederum ist mit einem Nagel an der Stubenwand befestigt. Der Bettvor- leger ist auf dem Boden festgeklebt. Es ist einfach ein Stück Wollstoff. Das Deckchen auf der Frisierkommode ist ebenfalls ein Stück Stoff und wurde aufgeklebt.

Der Kleiderschrank ist aus einem Holzklotz. Er hat eine kleine Krone. Wenn man richtig hinschaut, könnte man sich vorstellen, dass da das Minikleiderschränkchen von Kuhn Pate gestanden hat. 

Die Türen lassen sich nicht öffnen. Auf dem Schrank klebt eine dünne bemalte Frontplatte - im Augenblick ist es mir noch nicht ganz klar, ob sie aus Pappe oder extrem dünnen Holz ist. 

Wie auch immer, diese Platte hat sich etwas gelöst. Das ist sehr überraschend, weil alle Teile so fest fixiert wurden, man kann sich gar nicht vorstellen, dass da ein kleines Eckchen nicht mehr richtig sitzt.

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