Betten, Wiegen und andere himmelblaue Schlafgelegenheiten

Ein Fotobericht von Sigi Ulbrich - Seite 4- 4

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Ein moderner schicker Kinderwagen ist der Stolz einer jeden Mutter. Daher darf er auch im Puppenhaus nicht fehlen. 
Schon August Kuhn hatte 1913 einen Puppenwagen ins Programm aufgenommen. Im Katalog von 1924 ist er auch noch abgebildet. Als Vorlage diente ihm ein Kinderwagen, der 1899 vom Bayrischen Nationalmuseum für die Ausstellung gekauft und in München ausgestellt wurde. Leider steht dieser Wagen schon lange im Museumsdepot. So kann man ihn also nicht mehr bewundern. Ich habe mir aber das Archivfoto des Museums angesehen – soweit man noch etwas darauf erkennen konnte – eine große Ähnlichkeit ist vorhanden. Ein Holzkorpus, eine lange Deichsel, die vorderen Räder kleiner als die hinteren Räder. In den Museumsunterlagen kann man lesen, dass das Museum davon ausging, dass der Wagen 1799 in Schliersee gebaut wurde.

Die Katalogabbildung im Kuhnschen Katalog von 1924 zeigt, dass der Wagen ein leicht gebogenes Dach hatte und vorne, hinten und an den Seiten eine sehr sparsame Blumendekoration.

Die Tortula-Leserin Renate Hilmers hat mit so einem Wagen als Kind gespielt. Ihre Großtante bekam ihn als kleines Mädchen vom Christkind. Sie hat ein Familienfoto, auf dem auch der Wagen mit abgebildet ist. Frau Hilmer hat mir das Foto für diesen Artikel zur Verfügung gestellt. Wollte ihre Familie aber lieber nicht im Internet veröffentlichen. Natürlich bin ich diesem Wunsch nachgekommen und habe den Wagen aus dem Bild heraus geschnitten. 

Es scheint, dass die Tante ein kleines Baby aus Biskuitporzellan hinein gesetzt hatte. Sie selbst hat schon - zu meiner großen Freude - mit Edi-Puppen
gespielt und auch davon hat sie mir ein Foto gegeben. Ich bedanke mich bei Frau Hilmer ganz herzlich dafür.

Im Katalog von 1933 gibt es den Wagen - mit leichten baulichen Veränderungen - sogar in zwei Größen. Ich habe in meiner Sammlung - siehe Foto links - den größeren der beiden. Er hat nun ein leicht nach hinten laufendes Schrägdach
und ist an den Seiten weiter ausgeschnitten. Dafür hat er einen Vorhang erhalten, aus zartem Batist mit Blümchendruck. Diese Wagen waren nur sehr kurz im Programm und sind entsprechend selten.
Obwohl zeitlich nicht ganz passend, sitzt bei mir eine 10er Edi-Babypuppe darin. Dieser alte Puppenwagen ist eins der Glanzstücke meiner Kuhn-Sammlung.

In den 50er Jahren
gab es endlich wieder einen Puppenwagen. Er schmückte sogar die farbige Titelseite des ansonsten schwarz-weiß Kataloges
. Er hat nicht mehr viel gemeinsam mit den Vorgängern. Statt eines Himmels aus Holz hat er nun einen Vorhang aus Mull, Gaze(?). In Verlängerung des Kopfteils folgt ein Herz - ähnlich dem bei den Pendelwiegen. Die Räder sind jetzt gleich groß und aus der langen Deichsel ist ein Kinderwagengriff geworden.
In den 60er Jahren
wurde der zarte Mull bzw. Gaze der Vorhänge gegen solche aus Baumwollstoff im Vichykaro getauscht. In diesem Katalog
sind die Größen in cm angeben und so kann ich gut erkennen, dass ich jeweils die kleinere Ausführung des Wagens habe. Einen Großen habe ich auch noch niemals gesehen. Als ich bis hierhin gekommen war, dachte ich doch tatsächlich, nun kann mich nichts mehr überraschen. Mitnichten, Dora Kuhn sowie Heinrich und Peter Hölzle sind immer für eine Überraschung
gut. Im Katalog von 1974 sind neue Größen im Programm. Sie haben einen roten Holzgriff. Der Griff der Wagen aus den 50er Jahren war mit goldener und der aus den 60er Jahren mit ocker Farbe bemalt.

Wie ich eingangs schon sagte, es fehlen mir Kataloge in meiner Sammlung, so kann ich den weiteren Verlauf der Puppenwagen nicht mit der gewünschten Genauigkeit sagen. Nach dem Katalog von 1974 habe ich erst wieder einen Katalog von 1986. In diesem und in allen späteren sind keine Puppenwagen mehr abgebildet.

Aber, ich habe ja noch das kleine Wägelchen mit dem unterseitigen Aufdruck No-49
. Ich habe ihn immer wieder vermessen. An seiner längsten Stelle ist er 9,5 cm. Er hat ein kleines Loch im Kopfteil. Ob da vielleicht einmal ein Herz steckte oder vielleicht nur ein „Draht“ für einen Vorhang. Ich weiß es nicht. Kann es einfach nicht sagen. In meinen Wagen habe ich ein 8 cm Edi-Baby Nr. 7 in Spielhose hinein gesetzt. Es kann natürlich nicht liegen, nur sitzen, weil der Wagen so klein ist. Der Innenraum ist 6 cm lang.

Wie Sie sehen, gibt es noch viel zu forschen. Daher noch einmal meine große Bitte an Sie, melden Sie sich bei mir, wenn Sie Kuhn-Kataloge haben. Erst wenn sich alle Kuhn-Sammler und -Liebhaber zusammen tun, können wir auch einen lückenlosen Nachweis auf offene Fragen geben.

 

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