|
|
Seite 3-3 |
Ein Kind der Liebe von Stefanie Ludwig |
Und dann? Was passierte dann? Wann verlor die Puppe ihre Beine? |
Nur eins wissen wir mit Sicherheit: Clara liebte ihre Puppe derart, dass den Schmerz über die Verletzung nur das Ansetzen von irgendwelchen Beinen heilen konnte. Der Ersatz durch eine neue Puppe war aus Gefühlsgründen undenkbar oder kam der Kosten wegen nicht in Frage; erinnert sei auch an die Kriegszeiten, als alles bewirtschaftet wurde und die Produktion von Spielzeug verboten. Ein Puppendoktor also oder geschickte Hände aus der Familie halfen und machten aus zwei Puppen eine. Die prachtvolle Kleidung mit all den Rüschen und Spitzen ging im Laufe der Zeit verloren, dafür wurde etwas aus dem Flick- korb gezaubert. Das „Zusammenstoppeln“, dies „Aus eins macht Zwei“ war eine Kunst, die in Zeiten von Not und Zerstörung immer wieder gefragt war. Die Puppenmama, sei sie ein Backfisch oder eine erwachsene Frau, sah durch die Beschädigungen hindurch ihre geliebte, schöne Puppe. Sie sah die Seele ihrer Lebensgefährtin, stets getreu an ihrer Seite, bis zum Schluss. |
Text und Fotos (wenn nicht anders erwähnt) Stefanie Ludwig |
|
Museum für Sächsische Volkskunst mit Puppentheatersammlung Jägerhof Köpckestraße 1 01097 Dresden stufenfreier Eingang über Köpckestraße 1
Fotoerlaubnis frei |
|
E-Mail an Tortula: |