Wovon ich noch erzählen wollte ...

15.03.2019 - Kuhn - so klein, so fein, so alt - 
Kuhnstuben in der Größe 00 im Vergleich

Sie war meine erste Kleine. Mein Mann schenkte sie mir 2009 zum Geburtstag. Er hatte sie in den USA bei Ebay gekauft. Man mag es heute kaum noch sagen, für 6,50 USD und das Porto war 6,75 USD. Genau neun Jahre später erhielt ich ihr älteres Pendant. Um ein vielfaches teurer, dafür aber in sehr schlechtem Zustand. Gekauft in Deutschland. Nun ja, die Zeit ist eben weiter gelaufen. Wichtig ist nicht, was sie einmal war, sondern was sie heute (für mich) ist.

Diese 40er Jahre Stube habe ich Ihnen ausführlich in der Tortula 12/2009 vorgestellt. Den Artikel können Sie mit einem Klick nachlesen. Hier und heute kommt sie noch einmal zu „Ehren“, weil ich Ihnen den Vorläufer, nämlich eine Stube aus den 30er Jahren vorstellen möchte.

Heute geht es um die 30er Jahre Stube und um den Vergleich. Als sie kam, war sie in einem erbärmlichen Zustand. Die Möbel waren angeklebt, am Boden und an der Wand. Wer und warum auch immer. Es muss schon vor langer Zeit gewesen sein. Der Kleber machte seinem Namen alle Ehre. Mein Mann hat stundenlang gesessen und die Möbel gelöst.

Als alle Möbel frei waren, streikte er jedoch und ich habe vorsichtig die Klebereste von den Möbelbeinen und –Rückseiten entfernt. Immer in der Angst, dass so ein zartes altes Stuhlbeinchen dabei bricht. Aber es hat alles geklappt.

Der Boden sah schrecklich aus. Bei den Wänden war es nicht so schlimm, wenn man die Möbel wieder wie ursprünglich hinstellte, würde es gehen. Ich bin nicht sehr gut bei Restaurierungsarbeiten und komme schnell an meine Grenzen. Um diesen Boden wieder „schön“ zu machen, müsste er total abgeschliffen und neu gemalt werden. Das traute ich mir nicht zu.

Erst einmal stellte ich die Möbel wieder richtig auf. Damit war schon ein großer Teil der Schwachstellen überdeckt. Aber eben nicht alles ...

... also Plan B. Teppiche. Jeder restauriert eben so gut, wie er kann. 

Die Zeiten, in denen ich Stricken und Häkeln mit Nähgarn konnte, sind leider vorbei. Doch wie pflegte meine Oma immer zu sagen: Es ist ein schlechter Mensch, der sich nicht zu helfen weiß. Ich hatte festgestellt, dass man auch mit einem Garn in mittlerer Stärke einen dünnen Teppich schaffen kann. Man häkelt einen langen Strang Luftmaschen, näht diese zu einem runden Teppich zusammen. Das Werk ist dann zwar nicht ganz so fein wie einer aus Nähgarn, aber dennoch lässt sich das Ergebnis sehen. Ich war jedenfalls zufrieden und häkelte munter weiter. In der Bankecke und vor der Kommode sollte ebenfalls ein Teppich liegen. Dafür brauchte ich eine Weile. Doch wir hatten Sommer und ich konnte das helle Licht ausnutzen.

Als Nächstes klebte ich den Stuhl. Dazu entfernte ich die alten Klebereste. Ich war mir nicht sicher, dass ich die nötige Neigung für die Rückenlehne treffen würde. Es ist mir gelungen und ich war auf meine erste eigene Reparaturarbeit stolz.

Da ich gerade bei dem Stuhl bin, oben rechts sehen Sie den ersten Vergleich. Links der alte Stuhl - auch im folgenden werde ich stets links ein Objekt aus der 30er Jahre Stube und rechts ein Objekt aus der 40er Jahre Stube vorstellen. Viele Sammler haben mir erzählt, dass sie diese Stühle mit der „Krone“ auf der Rückenlehne bevorzugen. Vielleicht Geschmackssache. Die Größe stimmt ziemlich überein.

Offensichtliche Unterschiede bringt das Bett. Immerhin sind sie beide ungefähr gleich hoch. Wie auch die Betten in den anderen Größen, hat das 30er Jahre Bett dicke Bettpfosten. Im Ganzen wirkt es kompakter. Es ist kürzer, aber breiter als das 40er Jahre Bett.

Der 30er Jahre Tisch ist sehr viel kleiner als sein jüngerer Bruder und hat eine andere Bauform. Er ist quadratisch und hat vier einzelne Beine. Der 40er Jahre Tisch ist rechteckig und hat ein Wangengestell, das mit einer Querstange verbunden ist. So wie oben rechts der Tisch sehen die Tische in den größeren Stuben der 20er und 30er Jahre aus.

Für mich vollkommen überraschend sind in der Preisliste von 1938 die Größen 00 und 0 nur bei den Leergehäusen aufgeführt, nicht aber bei den Einzelmöbeln. Ich habe die Größen einmal dazu geschrieben. Einen konkreten Preis kann ich Ihnen nicht nennen. Sieht man sich jedoch die Preise an, so wird er für diese kleine Wiege kaum mehr als 20 Pfennig gewesen sein.
Die Wiege aus den 40er Jahren ist erheblich größer. Es ist zwar nur ein Zentimeter, sie ist also 3,5 cm lang, aber das sind immerhin 40 %.

Die alte Truhe ist eine Flachdeckeltruhe, die neuere ist eine Runddeckeltruhe. Diese kleinen Truhen lassen sind nicht öffnen, aber sehen ganz reizend aus. 

Wie schon bei den Truhen, sind die Türen der Kleiderschränke angedeutet, nicht funktionell. Der ältere Schrank ist etwas kleiner und die Krone „nur“ einfach geschwungen.

Das Prunkstück einer jeden Bauernstube ist der Kachelofen. Der Ofen der 30er Jahre ist ein „Halbofen“ - also platzsparend. Von der Bauart erinnert er an die Öfen der 20er Jahre, er ist nur nicht so tief - siehe auch Tortula 02/18, per Klick können Sie alles über die 20er Jahre Stuben nachlesen. Der Standplatz des Ofens ist vorgegeben durch die aufgemalten Kacheln auf dem Fußboden der Stuben, vorne links. In dieser Stube befinden sich 2 Bänke, so könnte man theoretisch auch eine Ofenbank darstellen. Ich habe die Bänke jedoch lieber in die Fensterecke gestellt. Der jüngere Ofen ist ganz anders gebaut. Die kleine Bank ist fest am Ofen montiert. Dieser Ofen gehört durch seine Bauart in eine Ecke. Bei mir steht er - wie auf der Katalog- abbildung rechts hinten in der Ecke. Auf der Ofenbank schläft - zusammengerollt - eine Fimo-Katze. Gabo Richter hat sie mir 2009 zur „Einweihung“ der Stube geschenkt.

Die kleinen Stuben und Möbel in der Größe 00 werden selten im Katalog abgebildet. So habe ich auch für diese beiden Stuben nur die Katalogabbildungen der größeren Exemplare. Links sehen Sie die Katalogabbildung in der Größe 0 und rechts sehen Sie die Abbildung in der Größe 1. Aber immerhin werden die Kleinen in der Preisliste von 1938 geführt.

Durch die Kachelöfen vorgegeben, bleibt nicht sehr viel Spielraum für eine Anordnung. Aber eigentlich will ich auch keine andere Präsentation. Kuhn hat das gut durchdacht.

In meiner 40er Jahre Stube ging die Kommode verloren. Ich habe jedoch in einer anderen Stube eine Kommode (zeitlich und vom Maßstab identisch), so kann ich hier trotzdem einen Vergleich zeigen.

Während man bei den größeren Kommoden immer die Schubladen öffnen kann, sind in der Größe 00 die Schubladen nur angedeutet. Die Maße der beiden Kommoden sind mehr oder weniger identisch. Auch wenn sie recht unterschiedlich aussehen, sie sind gleich groß.

Wie schon die Kommode, so fehlen in der 40er Jahre Stube auch die Bänke. Doch ist ein Vergleich durch die „Leihgabe“ einer anderen 40er Jahre Stube möglich. Im Vordergrund sehen Sie eine alte Bank - niedriger und schmaler als die neuere. Im Ganzen eben kleiner. Auch das Holz ist dünner - doch das kann Zufall sein.

Stellt man nun die beiden Stuben aufeinander, sieht man neben den Unterschieden in der Fensteranordnung und den Apfelbäumen auch die Größendifferenz. Das mit den Apfelbäumen kann am Heimarbeiter-Künstler liegen, aber die Größe.... in der Breite fehlt bei der neueren Stube 1 Zentimeter.

Bei der Tiefe ist der Größenunterschied sogar 1 1/2 Zentimeter. So wurde in den schlimmen Nachkriegsjahren also Holz eingespart, unauffällig, aber effektiv.
Auf der 30er Jahre Stube gibt es einen Firmenaufkleber. Die Bezeichnung Kuhn, Bayer. und Alpen zusammen mit dem Gipfel ist mir unbekannt. Es war mir auch nicht möglich dafür eine zeitliche Erklärung zu finden.

Zur Vollständigkeit habe ich für dieses Foto die „geliehene“ Kommode mit in die 40er Jahre Stube gestellt. Inzwischen steht sie jedoch wieder in ihrer eigentlichen Stube.

Ich habe Ihnen oben stehend die Unterschiede zwischen den 30er und 40er Jahren aufgezeigt. Schauen Sie sich nun die beiden Stuben an. Bei aller Verschiedenheit haben sie jedoch eins gemein, das ist der volkstümliche Charme der bayrischblauen Möbel.

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