Museal - die Kuhnstuben aus den 1920er Jahren

Ein Fotobericht von Sigi Ulbrich

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Museal - die Kuhnstuben aus den 1920er Jahren

Immer öfter sehe ich Schätze, die ich in meiner Sammlung habe auch in Museen. Am Anfang hat es mich sehr überrascht, wenn ich einen Schrank oder gar eine Miniatur in einer Museumsvitrine wieder gesehen habe. Mittlerweile passiert es öfter. Ist meine Sammlung nun auf einmal um vieles wertvoller geworden? Nein, im Prinzip nicht. Es sind ja noch die gleichen Exponate wie am Anfang meiner Sammelleidenschaft. Sie sind nur älter geworden (wie ich auch) und haben mittlerweile den musealen Charakter erreicht. So einfach ist es also, man muss nur lange genug warten, dann ... ja, dann .....

Als ich vor vielen Jahren meine erste alte Kuhnstube bekam, da war sie mir so fremd, eigentlich gar nicht richtig Kuhn und irgendwie dann doch wieder Kuhn. Ach, was war das aufregend. Ich suchte das ganze Internet durch, aber fand keinen Beweis dafür, dass es eine Kuhnstube war. Gut sie hatte die Apfelbäume
auf dem Gehäuse, aber was sagt das schon wirklich aus. Das kann man höchsten als einen Hinweis sehen.

Auf der Unterseite vom Gehäuse war ein Stempel
- das war immerhin etwas. R. Behle, Frankfurt a.M. und Rossmarkt 23. Doch das lief leider ins Leere. Behle hatte gerade die Geschäfte eingestellt und es gab von dort keine Auskünfte mehr.

Auch mit dieser Information ging es also nicht weiter. Oft nahm ich die wenigen Möbel in die Hand, und immer wenn ich den Schrank wieder wegstellte, war ich davon überzeugt, dass er aus dem Hause Kuhn kam. Er hatte schon sehr viel Ähnlichkeit mit meinem grünen Schrank (links) von 1919 - schlanker als die neueren Schränke und auch die Bemalung war noch nicht ganz so wie heute. 

Natürlich habe ich sofort einige Fotospielereien
gemacht. Ich finde, dass man erst, wenn man die Fotos studiert, alles genau sehen kann.

Ja, und mitten in dieser Rätselei hat mir meine Freundin eine kleinere dieser Stuben
geschenkt. Schauen Sie nach oben, das erste Bild, das ist die Stube heute. Zu ihrer Einrichtung gehörte ein Ofen, ein Schrank, eine Truhe, eine Wiege, ein Tisch, ein Stuhl und zwei unterschiedliche Bänke. 

Damit war ich schon einen großen Schritt weiter. Nun hatte ich Anhaltspunkte für die Einrichtung und da war in erster Linie natürlich der tolle Ofen. Damit kam doch die Überzeugung zurück, dass es sich um Kuhnstuben handelt.

Bei gezielter Beobachtung sah ich hin und wieder im deutschen und im amerikanischen Ebay sowohl Stuben, als auch einzelne Möbel aus dieser Serie. 

Mittlerweile kenne ich drei unterschiedliche Größen - wobei ich die kleine und die mittlere Größe habe. Beide Stuben haben jeweils drei Fenster. Rechts ein einzelnes und hinten links zwei Fenster über Eck. Das ist nicht bei allen Stuben so. 

Ich habe ganz unterschiedlche Anordnungen der Fenster - zwischen eins und drei - gesehen. 

Ich hatte Glück und konnte ein von Größe und Farbe passendes Konvolut
(zwei Stühle, einen Schrank und eine Wiege) erwerben. Wobei ich eigentlich nur an den Stühlen interessiert war - ich fand, drei Stühle sollten in der Stube stehen.

Ich kaufte noch ein weiteres Konvolut. Ofen, Schrank, Tisch, Kommode, Wiege und ein kleines Stückchen Wand. Auf den ersten Blick ist der Schrank
mit dem aus der kleineren meiner Stuben identisch. Schaut man genau hin, fällt er anders aus - nicht nur in der Bemalung. 

Der Ofen
war im Prinzip ebenfalls so, wie der in meiner kleinen Stube, doch fiel auch er wieder ganz anders aus. So ist es eben bei Handarbeit. Da gibt es Vorgaben und die werden nicht immer eingehalten - weil man abgelenkt ist oder sonst etwas schief ging. In der heutigen Laserschnitttechnik gibt es natürlich keine Abweichungen.

Der Ofen war es, der mich wieder zweifeln ließ. Ich entdeckte ihn nämlich in einem Katalog aus dem Erzgebirge. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gab Gottfried Hempel vom Olbenhauer Verkaufslager für erzgebirgische Erzeugnisse einen umfangreichen Katalog
„Das erzgebirgische Schatzkästlein“ heraus. Ich schätze jedes Jahr, ich habe nämlich selbst zwei und hin und wieder sieht man welche im Angebot im großen Onlineauktionshaus. 

Dabei habe ich schon sehr viele unterschiedliche Titelbilder entdeckt. Die Anordnung
der Bilder ist zwar immer wieder etwas anders, doch am Inhalt selbst gibt es dann kaum Veränderungen.

Ja, und da sah ich ihn wieder - den Ofen. Eindeutig und es gibt keine zwei Meinungen. Der Ofen aus meiner kleinen Stube. Da kommt man schon ins Grübeln. Erzgebirgische Kunst und ein Kuhnofen? 

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