Meine Dora K.-Stube

Von Gabo Richter

Seite 2-3

Ich war überglücklich mit meiner „Dora-Stube“. Sie hatte ihren Namen nicht etwa nach Dora Kuhn - denn dass diese Stuben in Fischbachau von Dora Kuhn hergestellt worden waren, wusste ich damals nicht. Ich hielt die Möbel für erzgebirgische Holzkunst aus den dreißiger Jahren. Dora-Stube hieß sie bei mir nach Dora Klink, der Tante meines Mannes, die mir die Möbel geschenkt hatte.

Tante Dora erzählte später, dass Frau Pfarrer in ihrer Jugend viel gereist sei. Das erklärt, wie die Stube als Andenken an einen Urlaub im fernen Bayern noch vor dem zweiten Weltkrieg ins Erzgebirge gekommen war. In den 80er Jahren wäre für DDR-Bürger eine Urlaubsreise nach Bayern unmöglich gewesen.

Weil das Stübchen zu den Möbeln fehlte, habe ich sie in einem uralten Gehäuse aufgestellt, das in seiner schlichten Art mit abblätternder Wandfarbe und bäuerlich niedrigen Bogenfenstern wunderbar zum Stil der Möbel passt. Die Stube aus den Anfangsjahren des 20sten Jahrhunderts misst 25 x 43 x 24 cm. 

In einem uralten Gehäuse:

Liebevoll von mir eingerichtet.

Aller Zierrat in der Stube wurde von mir beigesteuert. Da gibt es neben einem alten Flickerl-Teppich auf dem angedeuteten Fliesenboden zwei religiöse Bilder in Metallrahmen an den Wänden: Einen Schutzengel, der ein kleines Mädchen sicher heimgeleitet links überm Bett und die Madonna von Altötting im zweiten Rahmen an der rechten Seitenwand. Der geprägte Blech-Christus an der Rückwand ist ohne Kreuz direkt auf die Wand genagelt gewesen, als ich die Stube bekam. 

Mein Mann hat mir für die Wand überm Bett eine kleine Eck-Konsole gezimmert, die ich passend zu den Möbeln bemalt habe. 

Darauf steht eine nur 2,5 cm große Porzellan-Madonna

Sie ist ein fast 100 Jahre alte fève aus Frankreich, ein Figürchen, das üblicherweise zum Heilig-Drei-König-Fest in einen Kuchen eingebacken wird. 

Weil es sich um ein bäuerliches Stübchen handelt, in dem offenbar sehr religiöse, katholische Puppen wohnen, darf auch ein winziger Wachsstock nicht fehlen. Wachsstöcke haben bei uns in Bayern eine große Sammlergemeinde. 

Der hier ist nur 3,5 cm lang, trägt eine Oblate mit dem Heiligen Joseph als Verzierung und könnte genau wie seine großen Vorbilder wirklich angezündet werden. 

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