Dresdener Miniaturen

Ein Bericht und Fotos von Sigi Ulbrich

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Beim Kaffee erzählte Frau Wiltner von ihrem privaten und beruf- lichem Lebensweg. Sie kam kurz nach dem Krieg in Olbernhau als erste Tochter des bildnerischen Holzfachmanns Helmut Flade und seiner nicht minder begabten Frau Traute zur Welt. 

Wie in der DDR üblich, machte sie während ihrer Ausbildung zum Facharbeiter für Holzspielzeug auch gleich das Abitur.

Danach ging sie an die TU in Dresden und studierte Informations- technik. Doch das nicht genug, baute sie darauf auf mit dem Studium in industrieller Formgestaltung ebenfalls an der TU Dresden. 1972 schloss sie mit einem Diplom ab. Neben ihrer beruflichen Laufbahn als Konstrukteurin für elektronischen Geräte- bau, weitete sie ihr Hobby als Holzkünstlerin am Küchentisch aus.

Kurz vor der Wende erhielt sie die Ernennung zur „Staatlich anerkannte Volkskunstschaffende in der DDR“. Darauf ist sie noch heute sehr stolz.

Wie bei vielen Menschen in der ehemaligen DDR, brachte auch ihr die Wende eine große Veränderung. 

Bedingt durch die neue Situation machten Sie und ihr Mann sich im IT-Bereich selbstständig . Beide trugen das Risiko und beide arbeiteten aktiv in der neuen Firma.

Trotzdem meldete sie 1990 die Gründung der Werkstätten Wiltner in Dresden an und machte damit ihr Hobby zum Beruf. 

Aus familären Gründen kehrte sie 1994 nach Olbernhau zurück und es kam zum Zusammenschluß mit den Werkstätten Flade (Vater und Schwester) zu den Werkstätten Flade & Wiltner

2002 der erneute Umzug nach Dresden und die Gründung einer eigenen Werkstatt für hochwertige Holzminiaturen. 2004 kam der Umzug ins Haus in der Gudrunstraße. 

Dort fanden dann sowohl die Familie als auch die IT-Firma und die Werkstatt eine endgültige Heimat.

Der kleine Blumenstand war meine erste „Sächsiche Miniatur aus Dresden“ und ich bin immer noch fasziniert von der Feinheit dieses Kunstwerkes.

Ich erzählte das Frau Wiltner und anhand ihres Standes und der dafür wichtigen Materialien erklärte und zeigte sie mir, wie diese Stände entstanden.

Sie hat Schachteln voller bereits vor „gedrechselter“ Blumenblätter und Blüten - in vielen verschiedenen Größen. Manche haben bereits ein farbiges Tauchbad genommen, aber überwiegend waren sie in Naturholz. 

Während wir uns unterhielten, klebte sie ein kleines Röschen zusammen. Eins wohlgemerkt, bis zum repräsentativen winzigen Bukett war es also noch ein weiter bzw. zeitlanger Weg. Wobei ich fasziniert war, wie schnell diese kleine Blüte entstanden ist.

Mein Röschen vergrößern Bild anklicken

Ein Teller mit einem kleinen Klecks Holzleim und das wichtigste Werkzeug dieser Holzkünstlerin eine Pinzette, ein paarBlütenbläter“ auf einem Arbeitstuch und ein Blumenstengel
- mehr brauchte sie nicht um eine Rose zu fertigen.

Aber auch die Frage, woher die kleinen Blütenblätter kommen, hat mir Frau Wiltner nicht nur erklärt sondern auch gezeigt. 

Kennen sie die Reifentiere aus dem Erzgebirge

Blütenblätter sind eine etwas andere Art „Reifentier“

Das Holz wird in der gewünschten Größe in Form gedreht und davon werden die dünnen Scheiben, bzw. Blätter geschnitten. Aus ihrem Mund klang das ganz einfach - ich bin mir da aber nicht so sicher. So dünne Scheiben, die kleinen sind ja kaum mehr als ein Hauch. Wenn das schon keine Hexerei ist, so ist es mindestens ein Wunder.

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