Märchenhaftes Spielzeug

von Stefanie Ludwig

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Märchenhaftes Spielzeug

Abb. 01

   

Mit den Märchen, die die Gebrüder Grimm sammelten, bearbeiteten und in Buchform vor 200 Jahren veröffentlichten, haben sie eine wahre Erfolgsgeschichte in die Welt gesetzt. Ihre Märchen sind noch heute im In- und Ausland lebendig - von den für Germanisten mit Anmerkungen versehenen Ausgaben über die illustrierten Bücher für Kinder bis hin zu Verfilmungen. Besonders beliebte Figuren
 werden zu Spielzeug und finden Eingang ins Kinderzimmer und, nicht zu unterschätzen, in die Sammlervitrinen der Erwachsenen. Puppen gibt es im Märchengewand, Plüschtiere, Schneekugeln, Glanzbilder und vieles mehr. 

Für uns bleiben hier außer Acht das Märchenpersonal anderer Länder, Sagengestalten (z.B. Rübezahl oder Robin Hood) und Fantasiefiguren der Gegenwart (z.B. Einhorn).

Abb. 02

Spielpuppen

Abb. 04

   

Seit vielen Jahrzehnten beliebt - und nicht nur als Kostümierung im Karneval - sind die als „Rotkäppchen“ eingekleideten Puppen: wir sehen rotes Häubchen, rotes Röckchen, schwarzes Mieder und wissen Bescheid. Künstlerpuppenmacherinnen (Ruth Treffeisen 1998, Karin Heller 1990) haben dieses Märchenkind nachgeschaffen, ebenso große und kleine Puppenfabriken (Steiff
, Lissi Bätz, Schildkröt, Engel). 

In Spielzeugmuseen sind vor allem ältere Modelle anzutreffen. Das Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden besitzt eine ganze Serie handgefertigter Stoff-Märchenfiguren aus der Zeit nach 1950. 

Im Auf und Ab der Mode ändert sich das Angebot und man sollte zugrei- fen, wenn etwas Schönes im Fachhandel auftaucht.

Abb. 05

Plüschtiere und Plüschtierprobleme

Abb. 07

   

Stellen Sie sich vor, Sie als Eigner einer Plüschtierfabrik wollten eine Serie Märchenfiguren auflegen: „Gestiefelter Kater“, „Bremer Stadtmusi- kanten“ - kein Problem, schließlich kennen Sie sich mit der Gestaltung von Tieren aus. 

Aber schon beim „Froschkönig“ wird es kompliziert, denn er kommt ohne Prinzessin nicht aus. Wenn nun gar Ihr Unterneh- men berühmt und bekannt ist für seine Teddybären - was machen Sie dann? Lassen Sie die Prinzessin als zarte Bärenschönheit auftreten (Hermann-Coburg 2008)? Kösen wählte einen ganz anderen Weg: unter dem roten Mäntelchen samt Kapuze steckt - ein Wolf!

Abb. 08

   

Am schönsten ist es natürlich, wenn der Produzent gleichermaßen Erfahrung in der Herstellung von Puppen wie von Plüschtieren hat. Ein wunderbares Beispiel dafür ist Schildkröt. Als Messeneuheit 1998 brachte man ein ganzes Märchen-Reich nach Nürnberg mit. Puppen der Klassik-Kollektion hatten ihren Auftritt in „Rotkäppchen“ (Rotkäppchen, Jäger, Großmutter, Wolf), „Froschkönig“ (Prinzessin, Prinz, zusätzlich mit plüschiges Froschkostüm), „Brüderchen und Schwesterchen“ (Schwesterchen mit Baby, Brüderchen mit Reh), „Schneeweißchen und Rosenrot“ (Schneeweißchen, Rosenrot, Prinz mit Plüsch-Bärenkostüm), „Schneewittchen“ (Schneewittchen und „Zwerge, sortiert“), „Frau „Holle“ (Frau Holle, Goldmarie und Pechmarie). Mit dieser Aufzählung ist es aber nicht getan, denn Schildkröt hatte auch „Hans im Glück“ bedacht, „Sterntaler“ und „Gänsemagd“. Wie lange diese wunderbare und gewiß nicht billige Kollektion am Markt war, kann ich nicht sagen.

Abb. 09

   

Anfang der 90er Jahre, als Steiff seine schönen Spielpuppen noch im Programm hatte, legte das Unternehmen eine Serie mit Märchenfiguren auf, jeweils bestehend aus Puppe plus Plüschtier: Aschenputtel mit Taube, Prinzessin mit Frosch, Rotkäppchen mit Wolf (siehe Abb. 06), „Tischlein deck dich“-Geselle mit Esel, Hans im Glück mit Schwein, Schneeweißchen und Rosenrot mit Bär.

Ist einem älteren Rotkäppchen der notwendige Wolf im Waldesdunkel verschwunden, hilft ein Umsehen in der Plüschtierwelt: Bei HEUNEC z.B. findet man einen stabilen und freundlichen (!) Isegrim (Abb.07) und bei Kösen sowohl einen liegenden wie einen stehenden. 

Im Dresdner Volkskunstmuseum steht ein furchterregender Wolf im Depot bereit (Abb. 10).

Diesen furchterregenden Wolf vergrößern: Bild anklicken!

Abb. 10

Abb. 01
Gestiefelter Kater von vorne, Kunststoff, Bully

Abb. 02

Gestiefelter Kater, Mohair, rote Kunststoff-Stiefel, 1988, Grisly 

Abb. 03

Hauskater Bubi mit Gestiefeltem Kater, Bully

Abb. 04

Rotkäppchen, Käthe Kruse: Wolf, Kösen 
Abb. 05
Als Rotkäppchen verkleidete Autorin

Abb. 06

Rotkäppchen, Steiff
Abb. 07
Freundlicher Plüschwolf, HEUNEC, 2014

Abb. 08

Schildkröt, Katalogseite von 1989
Abb. 09
Schildkröt, Märchengruppe „Rotkäppchen“, 1989
Abb. 10
Furchterregender Wolf, Theaterfigurine, Wolfgang Müller, Pappmaché und Plüsch über Drahtgestell, 1954
Foto: Museum für Sächsische Volkskunst

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