Die besondere Puppe

Mein kleiner Fernsehstar - die Zwei-Gesichterpuppe von Schildkröt

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Mein kleiner Fernsehstar - die Zwei-Gesichterpuppe von Schildkröt

Es ist schon ein Paar Jahre her, aber da hatte meine kleine Zwei-Gesichterpuppe von Schildkröt einen großen Fernseh- auftritt. 

Ich hatte damals im Kreismuseum Prinzeßhof
in Itzehoe
eine Puppenausstellung als Leihgeber kuratiert.

Gleich rechts im Eingangsbereich des oberen Stockwerks stand eine Tischvitrine. Ausgeschlagen mit schwerem weinroten Samt, lagen rechts Willem, mein Matrose der kaiserlichen Marine - eine 38 cm Stehpuppe von Schildkröt, links eine Wachspuppe - 19. Jahrhundert - aus den Museumsbeständen und in der Mitte stand meine Zwei-Gesichterpuppe von Schildkröt. Sie fungierte als Eyecatcher. Und ich muss sagen, sie machte ihre Sache wirklich gut.

Die Eröffnung der Ausstellung war am 27. November. Am 1. Dezember kam der NDR mit seinem Team nach Itzehoe. Sie drehten für das regionale Fernsehen.

Bei Eis und Schnee waren die Aufnahmewagen aus Kiel gekommen und auch wir mussten natürlich über die winterliche Autobahn nach Itzehoe fahren. 

Die Aufnahmen waren ganz schön aufregend für mich. Meine Puppen sind überwiegend aus Celluloid, die meistern so etwas natürlich sehr souverän. 

Die Vitrine mit der kleinen Zwei-Gesichterpuppe hatte es den Fernsehleuten
besonders angetan. Klar, da stand ja auch etwas drin, was sich stark von den anderen Puppen abhob. 

Der Hausmeister des Museums öffnete die Vitrine und die Moderatorin hob das Püppchen vorsichtig heraus. Mit einem Finger verschob sie immer wieder das kleine Hütchen der Puppe - und das vor laufender Kamera.

Aber auch die Printmedien
griffen gern auf diese Puppe zurück. In vielen Zeitungen in Norddeutschland war das Foto zu sehen.

Dieses Hütchen hat es nämlich „in sich“. Das ist das Geheimnis dieser kleinen Puppen. Es ist beweglich. Der Hut ist mit einer kleinen Celluloidachse am Kopf befestigt. 

Schiebt man ihn auf die andere Kopfseite, so verändert sich das kleine Gesicht von fröhlich lächelnd zu traurig schreiend und umgekehrt:

Zwei- oder sogar Drei-Gesichter Puppen gab und gibt es wohl von jedem namhaften Puppenhersteller. Obwohl sie bereits im 19. Jahrhundert verkauft wurden, kam der große Durchbruch erst im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhundert. 

Doch haben sie meines Wissens alle eine andere „Technik“. Man dreht den ganzen Kopf um seine eigene Achse. Sehr gern hat man auch Tiergesichter mit eingearbeitet. So habe ich einmal eine (!!!) Puppe gesehen, die hatte drei Gesichter. Das Rotkäppchen, die Großmutter und den Wolf. Vorrangig ist es jedoch wohl so, dass man speziell bei Babypuppen ein lachendes und ein weinendes Gesicht hat. Kommt ein drittes Gesicht dazu, so ist es meist ein schlummerndes Baby. Gern werden allerdings auch unterschiedliche ethnische Gruppen genommen. Auch Wendepuppen ähnlich einer Marotte sind nicht selten.

     

Da es in vielen Märchen zu Verwandlungen - Mensch-Tier bzw. Tier-Mensch oder auch gut und böse - kommt, erleben diese Puppen zur Zeit eine Renaissance

Die Disney-Company verdient dabei kräftig mit.

Wir haben sogar vor ein paar Jahren einen Krimi gesehen, in dem spielte so eine Puppe - sie hieß dort: Baby feels a lot - eine sehr wichtige Rolle.

Die Puppensammlerin Helene Lange schickte mir vor einiger Zeit dieses Foto (links). Auch ihre Puppe ist nicht gezeichnet. Ich denke, sie ist identisch mit meiner. 

Der Metalldraht, der oberhalb des Hütchens zu sehen ist, wurde sicherlich als Ersatz für eine verlorene oder defekte Celluloidachse genommen.

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