Von der Kunst des Loslassens

Ein Bericht mit Fotos von Stefanie Ludwig

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Gertrud Rosemann    

Gründerin und langjährige Leiterin des Hessischen Puppenmuseums
wird 90 Jahre alt

   




Hessisches Puppenmuseum Hanau-Wilhelmsbad
Federzeichnung von Ferry Ahrlé, 2005 

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Wann ist man ein Sammler?

Wenn man die Chance hat, ein Interview mit einer Person zu führen, die voller Elan und Freude die Feier zu ihrem eigenen 90.Geburtstag vorbereitet, die in ihrem Leben (u.a.!) eine bedeutende Puppen- und Spielzeug-Sammlung aufgebaut hat, die auf der Basis ehrenamtlicher Arbeit ein Museum jahrelang führte und die mit deutschen und japanischen Auszeichnungen geehrt wurde, dann liegt die Frage nahe: wie hat alles begonnen? Wann, wie und wo nahm die Sammlung Rosemann ihren Anfang?

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Auf dem Küchenschrank in ihrer Frankfurter Wohnung? Nein, das waren die ausrangierten und aufbewahrten Spielsachen ihrer vier Söhne, die nicht weggegeben wurden, weil sie doch so schön waren und weil vielleicht ein weiteres Kind sich einstellen würde.

Beim Kauf einer Schoenau & Hoffmeister-Porzellankopf- puppe 1971 in einem Frankfurter Antiquitätengeschäft?

Nein, das war die Schließung einer schmerzlich empfunde- nen Lücke, Ersatz für die eigene Puppe aus Kindertagen, eingetauscht gegen Lebensmittel. Von diesem doch ganz persönlicher Akt erzählte Frau Rosemann 2003:

 „Ich sah „Babette“ im Fenster des Antiquitätenhändlers und fand sie schön. Ich besuchte sie immer, wenn ich in der Stadt war. Wir begrüßten uns, drei Wochen lang. Dann war sie weg! Erschrocken ging ich in den Laden: da saß sie. Sie durfte mitkommen und schlafen, bis ich Geburtstag hatte. Heute ist sie nicht mehr die Einzige, Größte, Älteste, Teuerste - aber die Schönste, Liebste.“

Als gegen alle pädagogischen und ästhetischen inneren Widerstände eine „Barbie“ erworben wurde? Ja, jetzt war Gertrud Rosemann endgültig zur Sammlerin geworden. Warum? „Weil ein Sammler ein Objekt kauft, nicht, weil es schön oder anziehend ist, sondern weil es eine Lücke füllt!“

Zum Vergrößern:   „Babette“ anklicken

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Zu den Fotos:
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Gertrud Rosemann, Gründerin und langjährige Leiterin des Hessischen Puppenmuseums
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Hessisches Puppenmuseum, Arkadenbau der historischen Kur- und Badeanlage Hanau-Wilhelmsbad, aquarellierte Federzeichnung von Ferry Ahrlé, 2005
Bild 3
Nicht mehr das Spielzeug der Söhne, aber auch Jahre später, 1976, Unterbringung auf Schränken: Ausschnitt aus der Rosemann’schen Puppensammlung: | Links:: „Spiel- und Trachtenpuppen“ | rechts: „alte Puppen“ |
Bild 4
„Babette“, eine Schoenau & Hoffmeister-Porzellankopfpuppe

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