Schwibbogen - Lichterfreude aus dem Erzgebirge

von Stefanie Ludwig

©Tortula & gmuwebSign

Teil 1 - Seite 2-2

[ Seite 1 ] [ Seite 2 ]

   
Motive

Das Volkskunst-Museum in Dresden besitzt einen hochinteressanten, leider nicht ausgestellten Schwibbogen (Abb. 8).
   

Dr. Just, ein früherer Museumsleiter, erteilte 2003 den Auftrag, eine Replik eines der ältesten uns bekannten Exemplare anzufertigen. Die Kunstschlosserei Ullrich Vulturius in Bockau schmiedete die Eisenteile und setzte sie zusammen, der Restaurator Helmut Georgi in Lösnitz bemalte sie. 

Das Original entstand 1740 in Johanngeorgenstadt.

Abb. 07

   

Im Gegensatz zu den Schwibbogen mit den weihnachtlich-weltlichen Motiven, wie sie uns jetzt in den Schaufenstern begegnen, sehen wir überwiegend religiöse Motive unter dem Bogen mit den elf Lichthaltern:

   

Den „Sündenfall“ und die „Vertreibung aus dem Paradies“ durch einen Engel mit dem Flammenschwert und einen mit einer Trompete. 

Mit gewissem Stolz, aber deutlich kleiner ist die bergmän- nische Welt widergegeben: 

Zwei Bergleute in Paradeuniform als Halter für zwei Wappen (das untere mit Schlägel und Eisen, das obere wohl die Leidenswerkzeuge Christi darstellend). 

Auf der Basis der beiden Männer sind die Zahlen „17“ (links) und „40“ (rechts) zu lesen.

Abb. 08

   

Die Motive dieses ältesten Schwibbogens erinnern an barocke, bäuerliche Malerei und haben noch nichts von der Glätte und Gewandtheit unserer Exemplare, nichts von der Routine heutiger Lasercut-Bogen aus Sperrholz oder in Serie gefertigter „Lichterbogen aus Schwarzblech für den Außenbereich“, nach Wunsch verzinkt oder pulver- beschichtet. 

Aus einem Einzelstück, das ein Bergschmied aus besonderem Anlass fertigte, entstand Serienanfer- tigung in unterschiedlichen Auflagenhöhen und riesiger Motivvielfalt. Wann setzte dieser grundsätzliche Wandel ein und was verursachte ihn?

Abb. 09 (zum Vergrößern: Bild anklicken)

   

Nun, „das ist eine andere Geschichte“, die ich Ihnen gerne erzählen werde, und zwar in der Januarausgabe der Tortula. Hier nur noch ein kurzer Blick auf die Preise eines guten, im Erzgebirge hergestellten Schwibbogens:

Ca. 200 € muss man schon ausgeben, wenn man ein Exemplar haben möchte, das viele Jahre lang erfreut und die Advents- zeit erhellt. 

   

Haben Sie sich in ein ungewöhnliches oder besonderes Stück verliebt oder soll noch ein detailreich gearbeiteter Sockel dabei sein (z.B. mit beleuchteten Buden einer Weihnachtsmarktgasse), dann steigt der Preis. 

Begehen Sie bitte nicht den Fehler, einen Bogen für 9,99 € im Supermarkt zu kaufen, denn der ist garantiert ein hastig gefertigtes Exemplar von wer weiß wo und sicher kein traditionelles Stück erzgebirgischen Kunsthandwerks.

Abb. 10 (zum Vergrößern: Bild anklicken)

   

Wollen oder können Sie sich keinen „richtigen“ Bogen kaufen, so gibt es eine pfiffige Alternative, die nur den Nachteil hat, nicht lange zu halten: damit meine ich einen Adventskalender, für den ein besonders schöner, traditioneller Schwibbogen samt Sockel fotografiert wurde und hinter dessen 24 Türchen sich Pralinen verbergen.

Verabschieden möchte ich mich von Ihnen mit einem Foto, aufgenommen in der letzten Weihnachtszeit. Es zeigt unseren Kater Bubi, der behutsam einen zinnernen, bemalten Bogen „begreift“, das Geschenk einer lieben Freundin. 

Abb. 11

In der Januar-Ausgabe werden wir diesem kleinen Bogen wiederbegegnen und ihn genauer betrachten. Dann widmen wir uns auch der Schwibbogen-Geschichte seit den 30er Jahren - da ging es nämlich „richtig los!“

Text und Fotos: Stefanie Ludwig

Abb. 07
Replik eines der ersten Schwibbogen von 1740, Metall, bemalt, Museum für Sächsische Volkskunst

Abb. 08

Vergrößerung aus dem Schwibbogen in Abbildung 08

Abb. 09

Hölzerner Schwibbogen von 2014, Fa. Elke Tietze, Zwönitz. Motiv: Heute wird der Dresdner Neumarkt eingerahmt (von links) dem Johanneum (Verkehrsmuseum), der Frauenkirche, dem Lutherdenkmal und mehreren neuen Gebäuden im alten Stil. Sockel ist die Augustusbrücke. Link zu
Firma. Elke Tietze
Abb. 10
„Original Seiffener Schwibbogen“, Anfang der 80er Jahre in Seiffen hergestellt und mit vielerlei Miniaturausgaben Seiffener Spielzeugs ausgestattet. Museum für Sächsische Volkskunst, Dresden
Abb. 11
Unser Kater Bubi der behutsam einen zinnernen, bemalten Bogen „begreift“.

zurück Seite

©Tortula & gmuwebSign

E-Mail an Tortula: E-Mail an Tortula

... zur Puppenkommode:Zur Puppenkommode