Sonderausstellung Künstlerpuppen und antikes Spielzeug
aus der Sammlung von Inge Harck

Ein Fotobericht von Sigi Ulbrich

Im Mai habe ich meine 1980 verstorbene heiß geliebte Oma wieder getroffen. Ja wirklich, ich bin mir ganz sicher. Sie saß im Museum Oldemorstoft in Padborg (DK) und schälte Kartoffeln. Sie glauben mir nicht? Sie glauben nicht an Reinkarnation? Naja, ich eigentlich auch nicht. Aber in diesem Fall?

Mein Mann und ich sind nach Padborg gefahren, um uns eine Sonderausstellung anzusehen:

Künstlerpuppen und antikes Spielzeug aus
der Sammlung von Inge Harck

Ich gebe es zu, von Künstlerpuppen verstehe ich nicht viel, bzw. eigentlich habe ich keine Ahnung davon. Aber man muss ja flexibel sein und das Antikspielzeug hat mich natürlich sowieso gereizt.

   

   

Wir waren mit Frau Harck verabredet und trotz der Hitze und der Entfernung kamen wir pünktlich an. Ja, und da sah ich sie, ich meine meine Oma. In einer Vitrine. Sie saß auf einem Küchenstuhl im Garten und schälte Kartoffeln, daneben stand ich und sah zu, sicherlich schon etwas ungeduldig, weil ich doch viel lieber mit Oma mit meiner Puppe spielen wollte. Meine war übrigens eine Schildkröt Bärbel.

Dieses Display vorne die beiden Figuren (Oma 39 cm und die Enkelin 14 cm) und dahinter die Wäscheruffel und der Wasch- zuber hat mich in meine Kindheit zurück versetzt und auch ein wenig aufgewühlt. 

Es steht für die 50er Jahre wie kaum ein anderes.

      

Bei einer Tasse Kaffee kamen Frau Harck und ich schnell ins Gespräch. 

Sie erzählte von ihrem Schaffen, ihren Ausstellungen, von ihren Nominierungen in Sonneberg und Neustadt und ihrem ganzen Stolz, der zweimaligen Verleihung des Max Oscar Arnold Kunstpreises.

1990 fing alles damit an, dass sie als Autodidakt Reproduktio- nen von antiken Puppen herstellte. Dabei versuchte sie sich mit verschiedenen Materialien. Geblieben ist davon ihre Vorliebe für Porzellan und Modelene.

Bei dieser kreativen Frau war der Schritt zur Puppenkünstlerin dann unausweichlich.

   

   

Eines ihrer ersten Werke sind Max & Moritz

Sie sind aus Cernit modelliert. Ja, das kann ich verstehen. Ein in seinen Anfängen noch verunsicherter Künstler (wird man meine Werke erkennen, wird man sie mögen), sieht in diesen beiden unverwechselbaren „bösen Buben“ die Chance, dass das Publikum sein Werk erkennt, es zuordnen kann. Hier also der 3. Streich:

Max und Moritz, gar nicht träge,
Sägen heimlich mit der Säge,
Ritzeratze voller Tücke,
In die Brücke eine Lücke

Es sind übrigens wirklich die 1865 erstmals veröffentlichen Max und Moritz von Wilhelm Busch und nicht - wie es zur räumli- chen Nähe und der emotionalen Verbundenheit zu Dänemark vermuten lässt - Knold und Tot

Diese beiden treiben seit 1897 bei den nördlichen Nachbarn ihr Unwesen und sie haben sowohl „charakterlich“, als auch optisch  sehr viel mit Max und Moritz gemein.

      

Auch ein bereits etablierter Künstler entwickelt sich ständig weiter. 

Da ist Frau Harck keine Ausnahme. Inge Harck ist ein Kriegskind und entsprechend hat sie Erinnerungen, die vielleicht bis heute nicht ganz verarbeitet sind. 

Die kleine Inge musste als „Ferienkind“ ihr Elternhaus verlassen. Sie kam im (heute) dänischen in einem Pfarrhaus unter

Jahrzehnte später formt sie aus Modelene die Szene ihrer Ankunft dort

Es läuft einem kalt den Rücken herunter, so ausdrucksstark ist dieses Display. Man fühlt mit Inge und spürt, wie bang es damals um ihr Herz stand.

      

Frau Harck erzählte mir, dass sie im Flensburger Kreativhaus „Holm 35 - kunst & kunsthandwerk“ ein Atelier hat. Dort arbeitet sie mit Modelene und anderen Modelliermassen.

Außerdem filzt sie mit der Nadel, Bilder, Tiere und kleine Figuren. Da sie dort keinen Ofen aufstellen kann, kann sie nicht mit Porzellan arbeiten. Sehr interessant, Holm 35 hat freitags zwischen 15.00 und 17.00 Uhr offene Ateliers. Auch Frau Harck ist dann da. Sie berät und sie verkauft dort auch Puppen, Skulpturen und Reliefs aus ihrer Werkstatt.

Wir haben es leider nicht geschafft, uns das Atelier und Frau Harck bei der Arbeit anzusehen. Doch sie hat uns einige Fotos zur Verfügung gestellt, die eine Menge über die Arbeit eines Puppenkünstlers aussagen.

   

Der Laie (also ich) ist sich nicht so bewusst, wo der wirkliche Unterschied zwischen den einzelnen Materialien liegt. 

Frau Harck brachte es auf den Punkt:

Bei einer Modelliermasse muss alles auf Anhieb richtig „sitzen“. Kommt ein Auge schräg in das Gesicht, so sitzt es schräg. Man kann es dann so belassen oder das Werkstück wegwerfen. Porzellan kann man später noch bearbeiten. Aha, das wusste ich so nicht. 

Aber, Porzellan ist aufwendiger, man muss Formen machen, in die dann das Porzellan gegossen wird. Bei Modelliermasse formt man die einzelnen Körperteile eben aus einem „Kloß“. Porzellan muss gebrannt werden und Modelliermasse trocknet an der Luft oder im Backofen. Nun, wenigstens das hatte ich gewusst.

   
   

Woher nimmt nun eine Künstlerin ihre Ideen? Wie es die anderen machen, weiß ich natürlich nicht. Aber Frau Harck greift sie sich aus dem Leben.

Wie z. B. aus einer TV-Serie

   
   

Aus Märchen, die Schwefelhölzer haben es der Künstlerin besonders angetan.

   
      

Aus dem Showbusiness, wie hier den südkoreanischen Sänger und Schauspieler Lee Jin-ki, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Onew“. Alles rund um den Sport. Da weniger die Sportler, als das drum herum. Die legendären Eislaufmütter, die mit hartem Drill das aus den Kindern machen wollen, was sie niemals geschafft haben. Für die Künstlerin, die ein ausgesprochener Familienmensch ist, einfach nicht denkbar. 

   
      

Auch Hausmusik ist ein gern genommenes Thema und wir sehen, es kann, muss aber nicht immer Mozarth sein.

      
      

Die Winterkinder, sie bergen ein kleines Geheimnis. Für eins dieser Puppenkinder stand nämlich eine Enkelin von Frau Harck Modell. Aber natürlich verrate ich nicht, welche Puppe es ist. Ein paar Geheimnisse muss ich ja nun noch bestehen lassen. Da müssen Sie dann schon hinfahren und sie selbst lüften.

   
      

Und mitten unter den Künstlerpuppen findet sich historisches Spielzeug. Puppen, Puppenwagen aus Puppenstuben, Teddys und andere Kuscheltiere. In einer Puppenküche liegt unter dem Küchentisch eine Mausefalle – klar, das passende Mäuschen ist nicht weit davon entfernt. 

   
      
      

Die Ausstellung läuft noch bis zum 31. Oktober und, am Mittwoch 
ist Frau Harck im Museum und stellt sich gern Ihren Fragen.

Öffnungszeiten:
Montag: geschlossen 

Dienstag - Freitag: 10.00 bis 16.00 Uhr 

1. Wochenende im Monat: Sa.-So. 13.00 bis 16.00 Uhr 

Feiertage: 13.00 bis 16.00 Uhr

Eintrittspreise: 
Kinder: bis 9 Jahre Eintritt frei 
Kinder: 10-17 Jahre: 15, - Kronen
Erwachsene: 40, - Kronen
      


(Luftaufnahme Museum Oldemorstoft)

Bitte schauen Sie sich die Webseite des Museums an. Google übersetzt Ihnen die die Webseite des Museums, nicht immer ganz glücklich, aber verständlich.

E-Mail an Tortula:

... zurück zur Puppenkommode:

©Tortula & gmuwebSign

o