Wovon ich noch erzählen wollte ...

17.11.2019 -  Kennen Sie die Sanella-Engel?

   

Nein? Sie wissen gar nicht was Sanella ist? Sanalla ist eine Margarine für die feine Küche. Sie ist bereits seit 1904 auf dem Markt und gehört heute zur Rama-Familie. Ich selbst (ein Kind der 50er Jahre) kenne sie nur zum Backen und Kochen - nicht als Brotaufstrich. Ob man sie jemals dafür genommen hat - keine Ahnung, ich weiß es nicht.

In den 20er und in den 50er Jahren war es in Deutschland üblich, dass man beim Einkaufen „Zugaben“ bekam. Die bekannteste dieser Zugaben waren die: 

Margarinefiguren:

Ich zeige Ihnen hier einmal einige Figuren aus der großen Vielfalt dieser Zugaben. 

Nach den WHW-Abzeichen und den, erst nur, Margarinefiguren, zogen schnell weitere Branchen, wie Kaffee-, Tee-, Nudeln-, Haferflocken-, Bohnerwachs-, Schuhcreme-, Tabak- und andere nach. Mit Figurenserien aus allen nur erdenklichen Lebensbereichen wurde um die Gunst der Kinder geworben, die dann ihrerseits die Kaufentscheidung der Erwachsenen beeinflussten. Übrigens, während wir also unsere Figuren aus den Kaffeetüten herausfischten, durfte man sich beim Kauf von Margarine eine Figur aus einem großen Glas nehmen.

   

Aus der persönlichen Bekanntschaft zwischen Fritz Homann, seines Zeichens der Margarinefabrikant in Deutschland und Richard Sieper, dem Inhaber der Firma SIKU - sozusagen dem größten Autohersteller Deutschlands, entwickelte sich eine große und intensive Zusammenarbeit. SIKU wurde der Hersteller von gegossenen Margarinefiguren.

Diese Werbebeigaben wurden so vielfältig, dass sich daraus verschiedene eigenständige Sammlergebiete entwickelt haben. Gibt man bei dem großen Internet-Auktionshaus einmal den Begriff Margarinefigur ein, staunt man seitenlang über die Vielfalt, aber noch mehr über die Schönheit dieser kleinen Miniaturen. So detailgenau und filigran sind sie gearbeitet. Dinosaurier gab es damals schon und offensichtlich griff der Mensch auch bereits Anfang der 50er Jahre nach den Sternen, jedenfalls gibt es auch eine Weltraumserie. Zoo, Bauernhof, Wald- und Wiesentiere, Vögel, Fische, Reptilien, Märchen, Weihnachten, Krippe, Ostern, Haustiere, Kinder, Sportler, Fuhrwerke, Schiffe, Flugzeuge, Autos, Motorräder, andere Völker, Cowboy und Indianer, Berufe, Musiker und Instrumente, nein, ich kann nicht alle Serien aufzählen, aber bitte glauben Sie mir, es gibt eine für jede Lebenslage.

Für mich gab es damals in erster Linie zwei begehrte Serien. Alles für die Puppenstuben und die Engel. Wir hatten damals wenig Möglichkeiten, außerhalb von Weihnachten und Geburtstag an Spielzeuge zu kommen und so waren diese Zugaben bei uns immer etwas ganz besonderes. Noch heute schmücken einige Figuren aus dieser Zeit meine Puppenstuben.

Eingedenk des bekannten deutschen Weihnachtsliedes von Friedrich Silcher und Ernst Anschütz: „Alle Jahre wieder“ gibt es auch heute noch einige hängende Engel aus dieser Zeit, die jedes Jahr einen kleinen Tannenbaum auf unserem Tisch im Arbeitszimmer schmücken.

Ob außer den Anhängern die „Sanella-Engel“ wirklich als Zugabe gedacht waren - nun ganz sicher in den Anfängen. Am 1. März 1954 war diese Ära vorbei. Die Industrie hatte sich geeinigt und ein gemeinsames Übereinkommen beschlossen - ab 1. März 1954 wird nichts mehr „zugegeben“. Ich denke, das kam so überraschend für die Hersteller, dass die Produktion einfach weiter lief und sie wurden zum Verkauf angeboten.

Geblieben sind die Engel in großer Vielfalt und sicherlich von verschiedenen Herstellern. Auf dem ersten Blick gibt es 4 verschiedene Ausführungen. Es gibt Engel in 3-D und Engel in 2-D und beide Arten gibt es in langen Gewändern und kurzen Kleidchen. Ich habe Vertreter aus allen Kategorien in meiner Sammlung und zu Weihnachten kommen sie in ihren verschiedenen Missionen heraus aus dem Kasten - es ist ein großer Kasten.

Meine Lieblingsengel sind die 3-D Engel im langen Gewand mit Kerze auf dem Tannenzweig. Ich habe sie vor vielen Jahren von meiner verstorbenen Freundin bekommen. Sie haben für mich also einen hohen ideellen Wert. 

Leider habe ich nur die zwei. Sie fallen durch ihren „Tannenzweig“ etwas aus dem Rahmen.

Überraschend fand ich, dass einige Sammler den „Spieß“ auf Kuchen stecken. Eine ausgesprochen „leckere“ Idee. Für mich gehören sie auf den Adventskranz. Mein Kranz ändert sich jedes Jahr, aber die Engel kommen abwechselnd jedes Jahr wieder. Ich habe zwei Sets. Die 3-D Engel - oben und die Flach- oder 2-D Engel unten auf meinen Kränzen 2014, 2016 und 2018 tragen lange Gewänder. Auch diese Engel gibt es im kurzen Kleidchen - die habe ich jedoch (noch) nicht. Was mein Mann sehr bedauert, er mag sie nämlich besonders gern.

Sehr stolz bin ich auf mein kleines Engelorchester. In diesem Orchester musizieren die Flach- oder 2-D-Engel im kurzen Kleidchen. Sicherlich können Sie sich jetzt schon meinen nächsten Satz denken. Ja, es gibt auch 3-D-Musiker in langen Gewändern und in kurzen Kleidchen.

Mein Dirigent hat leider seinen Taktstock verloren. Trotzdem klingt das Orchester natürlich mindestens so gut wie das Elbphilharmonie Orchester.

In meinem Orchester haben sich auch ein paar Kerzenständer Musiker eingeschlichen, die ebenfalls Flach- oder 2-D-Engel im kurzen Kleidchen sind.

„Musikalische“ Kerzenständer gibt es in sehr vielen unterschiedlichen Varianten. Ich gehe davon aus, dass ich längst (noch) nicht alle Versionen in meiner Sammlung habe.

Obwohl gleich der vordere Engel eine Tute hat, zähle ich diesen Kerzenleuchter mit seinem 6-teiligen Engel-Kranz nicht zum Orchester. Es sind weihnachtliche Symbolträger mit christlichen Insignien. Tute, Lamm, Christbaum, Stern, Laterne, Gebetbuch. Unverkennbar sind es Flach- oder 2-D-Engel im langen Gewand.

Der rote Leuchter selbst ist aus hochwertigerem Material. Ich habe zwei davon und zu meiner Freude konnte ich einen in seiner Originalschachtel kaufen - leider ohne Herstellerhinweis.

Auch die Unterseite gibt keine Auskunft über die Kinderstube der Engel.

Ein wirkliches Paradestück ist natürlich dieser zweiflammige Leuchter. Sein 3-D Engel im langen Gewand ist wunderbar erhalten. Dieser Leuchter hat sein Leben lang gut verpackt und gepolstert in einer Kiste verbracht. Ich bin sicher, sein Engel singt: Alle Jahre wieder ...

Bei diesem Leuchter wird so mancher Sammler etwas neidisch gucken. Ich habe ihn in den 90er Jahren auf einem Hamburger Flohmarkt entdeckt und natürlich sofort gekauft. Ich habe bisher noch kein zweites Exemplar gesehen. Aber bestimmt stehen sie irgendwo zu Weihnachten auf den Wohnzimmertischen.

Ganz besondere Kerzenleuchter sind die Spieluhren. Ich habe drei davon. Sie haben alle etwas gemein. Sie spielen das deutsche Weihnachtslied „Stille Nacht“ und, sie klingen entsetzlich, blechern und schrill. Bedenkt man ihr Alter, so muss man etwas Verständnis aufbringen und wer lässt sie heute noch spielen.

Die beiden oberen Spieluhren haben jeweils Flach- oder 2D-Engel im kurzen Kleidchen. Obwohl eine Bauform, haben sie unterschiedliche „Besetzung“, also teilweise andere Musikanten. Die untere Seite der Spieluhr ist nicht gezeichnet.

Die dritte Spieluhr hat 3-D Engel im langen Gewand. Es sind auch keine Musikanten, sondern weihnachtliche Symbolträger: Christbaum, Stern und Kerze. Es sind also nur 3 Engel und zwischen ihnen stehen verschneite Weihnachtsbäume. 

Für diese Spieluhr habe ich auch die Originalschachtel. Die Schachtel sagt aus, dass die Spieluhr - also das mechanische Uhrwerk von dem Schweizer Uhrenmacher Thorens Movement gefertigt wurde.

Die untere Seite des Gehäuses ist geprägt. Es soll sicherlich eine Abkürzung für „gesetzlich geschützt“ sein und mit „Made in Western Germany“. Das schränkt den Zeitraum der Fertigung zwar ein, bringt uns aber auch nicht weiter bei der Recherche nach dem Hersteller. Auch diese Spieluhr spielt „Stille Nacht“. Schachtel und Spieluhr sehen aus wie neu. Aber auch diese Spieluhr hat einen fürchterlichen Klang. Ja, so ist das eben.

Nicht musizierende Engel gibt es als einfache Standfigur überwiegend in langen Gewändern.

Sie erscheinen als weihnachtliche Symbolträger mit christlichen Insignien. Tute, Lamm, Christbaum, Stern, Laterne, Kerze, Kugel, Herz, Gebetbuch und natürlich betend.

Alle diese Engel werden in Deutschland häufig auf der großen Auktionsplattform angeboten. Wenn Sie einmal als Suchbegriffe „Engel Hartplastik“ eingeben, werden Sie sie finden und natürlich auf den deutschen Flohmärkten - gerade jetzt um diese Jahreszeit.

Eine besonders schöne Version der Engel ist der grüne Adventskranz mit 4 Engeln und Kerzen. Es gibt sie als Flach- oder 2-D-Engel-Musikanten im kurzen Kleidchen - andere habe ich bisher nicht gesehen.

Damit habe ich Ihnen meine ganze Kollektion vorgestellt. Ich hoffe, ich habe ein wenig Vorweihnachtsstimmung in Ihr Herz gebracht.

Doch zwei Dinge bleiben noch zu sagen:

Die Firma Plastikum aus Nürnberg wird häufig als Hersteller dieser Engel genannt. Sie wissen, wie so etwas geht ... einer glaubt es zu wissen und schreibt es nieder. Der nächste liest das und übernimmt es. Ich kenne die Firma nicht und habe auch kein beweisbares Material (Kataloge, Firmeneinträge oder anderes) finden können. Vielleicht hat sie tatsächlich die eine oder andere Serie produziert. Aber ich bleibe dabei, es gibt so viele verschiedene Serien. Nicht nur der Unterschied zwischen 2-D oder 3-D. Schauen Sie sich die Engel genau an, die Haare, die Gesicher, ja sogar die Instrumente oder Insignien sind unterschiedlich, es müssen einfach mehrere Hersteller beteiligt sein.

Jetzt noch ein i-Tüpfelchen. Wussten Sie, dass die Engel Brüder haben? Ja wirklich, haben sie!! Schauen Sie selbst.

Diese Zwerge gibt es in 3-D - oben und als Flach- oder 2-D-Zwerg-Musikanten. Es gibt Einzelfiguren, Kerzenleuchter, Kränze und Spieluhren mit den Zwergen. Alles genau so, wie wir es aus den Engelserien kennen. Das Orchester ist sehr groß und niedlich sind sie auch.

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