Wovon ich noch erzählen wollte ...

01.08.2022 -
Eiche rustikal - Landhausmöbel 
der etwas anderen Art

2019 entdeckte ich bei Ebay diese kleinen Puppenstubenmöbel - vielleicht 1: 20. Auf alle Fälle ein wenig kleiner als Lundby, aber größer als die kleinen Möbel von Kuhn. Ich verliebte mich in dieses Ensemble, - aber es war mir viel zu teuer. Die Verkäuferin blieb auch über einen monatelangen Zeitraum bei Ihrer Preisvorstellung.

2020 im Dezember hatte ich einen Paypalgutschein von Ebay über 20 Euro. Damit war der Preis der Möbel gerade noch erträglich geworden und ich kaufte sie.

Anfang Januar kam das Paket. Die Möbel waren in sehr schlechtem Zustand. Mit Ölkreide „künstlerisch“ gestaltet, die Krone des Ofens fehlte und bei der Truhe war der Deckel lose. Ein Pfosten des Bettes war gebrochen und es gab viele Wasserflecken. Obwohl alles ordnungsgemäß in der Beschreibung angegeben war, war es beim genauen Hinschauen schlimmer, als ich es gedacht hatte.
Ich packte erst einmal alles wieder zusammen und legte die Schachtel weg.

2021 - inmitten des weltweiten Lockdowns holte ich die Schachtel wieder hervor und nahm alles noch einmal unter die Lupe - bzw. schaute noch einmal genau hin. Das Bett konnte ich selbst leimen - und obwohl ich nicht viel Erfahrung damit hatte, habe ich es doch ganz gut hinbekommen.

Schwierig war es da schon mit dem Ofen. Aber Hilfe kam wieder einmal aus den USA. Ich schickte den Ofen über den Teich und Steve ließ seiner Fantasie freien Lauf, - schließlich kennen wir das Original nicht. Ich finde, er hat die Krone großartig gemacht.

Während der Ofen auf Reisen war, habe ich Teppiche gewebt. Als die fertig waren, musste ich natürlich ein „Probestehen“ in einer Pappschachtel gestalten. Ja, es würde schön werden, - aber dafür musste ich die Möbel erst „entfärben“. So bemalt waren sie natürlich schrecklich.

Also verbrachte ich die schönen Tage auf dem Balkon und bearbeitete das Holz mit Antikwachs. Das meiste ging mit einem weichen Tuch gut ab. Aber in die Ecken musste ich mit Wattestäbchen. Trotzdem, mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden.

Beim Räumen im Keller fand ich einen von Gerhard gebauten Holzkasten ideal für eine Puppenstube. Natürlich dachte ich da sofort an diese mittlerweile wirklich schönen Möbel. Doch leider der Kasten ist nicht groß genug. Da würde nur ein Wohnzimmer hinein gehen. Ich brauchte ein größeres Gehäuse für eine Kombistube oder vielleicht noch besser eine Doppelstube. Die dafür vorgesehenen Lotte Sievers-Hahn Puppen waren von der Größe für diese Möbel nicht geeignet. Schade, sie wären vom Stil genau richtig.

Aber eines war deutlich zu erkennen. Der Ofen passte sehr gut und würde nicht nur den Raum heizen, sondern auch das Herz des Betrachters erwärmen.

Ich wollte gern ein Gehäuse mit richtigen Fenstern. Ich stellte die Möbel so auf, wie ich es schön fand.

Nach diesem „Grundriss“ bestellte ich bei Miniwelt Holzner ein Doppelgehäuse.

In der Wartezeit nähte ich die Bettwäsche und die Gardinen. Mm, ich denke ich sagte schon einmal, dass ich mit der Nähnadel nicht sehr gut bin. Aber letztlich war ich mit dem Ergebnis zufrieden.

Gleichzeitig bat ich Steve um einen Stuhl und einen Hocker für das Waschgeschirr. Ich schickte einen Stuhl nach Missouri, damit er eine Vorlage für den Bau und Sherri eine für die Garnierung hat. Schon nach kurzer Zeit er- reichte mich dieses Foto. Es fehlen nur noch die Herzen an der Rückenlehne. Rechts steht das „Model“.

Als das Gehäuse kam, musste ich - mal wieder - feststellen, dass ich etwas knapp gemessen hatte. Sehr ärgerlich. Trotzdem, es würde gehen.

Ich wollte den Fußboden in dunkelbrauner Bretteroptik haben. Ich gebe zu, dafür nehme ich gern Schuhcreme. Die gibt es in vielen Farben zu einem moderaten Preis - und im Zweifelsfall kann man sie auch mischen. Riecht nur ziemlich stark und ich mache das gern auf dem Balkon. Ich klebe also die Wandkanten mit Malerkrepp ab, sägte mir eine Holzleiste auf die passende Größe und kratzte mit einem alten „Dosenmilch-Piekser“ die Holzbohlen in den Boden.

Die gewählte Bodenfarbe gefiel mir gut. Die Teppiche machten sich toll darauf. Nachdem die Farbe über Nacht gut eingezogen war, polierte ich den Boden - erst mit einer Bürste, dann noch mit einem weichen Tuch.
Für die Wandfarben wählte ich Acrylfarben. Sie sind preiswert und es gibt viele Farben zur Auswahl. Aber letztlich muss man natürlich immer die richtige Farbe zusammen mischen

Das Abkleben der Kanten macht viel Arbeit, aber es lohnt sich. Ich habe keine sehr ruhige Hand und würde sonst sehr oft übermalen. Ich lies die Farbe richtig gut durchtrocknen. Danach wachste ich die Wände mit Möbelwachs und polierte zum Schluss mit einem weichen Tuch.

Gerade als Sherri die neuen Möbel verpacken und zu mir schicken wollte, fand ich, dass an die Fenster noch Fensterläden gehören. Die Freunde erfüllten mir auch noch diesen Wunsch - und mal ganz ehrlich - sieht die Wand nicht um so viel schöner aus?

Ich hatte geplant, eine Bordüre an die Wand zu kleben. Daher musste ich vor dem wachsen einen dünnen Streifen abdecken. Auf dem Wachs kann man sehr schlecht kleben.

Auch hier hat sich die Mühe des Abklebens gelohnt. Die Bordüre lies sich gut aufkleben und nach ein paar Stunden Fixierung sitzt sie fest.

Ich klopfte ein paar Nägel in die Wände und drehte Schraubösen (Gardinen) und Schraubhaken (Wandteller) ein. Jetzt konnten die Möbel schon einmal zur Probe einziehen. Es sah hübsch aus, aber irgendwie auch ein wenig Tortula nullachtfünfzehn.

Nachdem ich die Teppiche gepresst hatte, sah es natürlich schon ein wenig ansprechender aus. Teppiche kann man pressen, so wie wir früher Blumen pressten. Aber für die schnelle Wirkung kann man auch das Bügeleisen nehmen.

Und dann kam das Paket mit den Möbeln. Der Waschhocker war perfekt und die Stühle ebenfalls. Die Fensterläden habe ich sofort angeleimt - siehe weiter oben.

Mein Mann hatte Geburtstag und erhielt die Glückwünsche von Freunden auf einer „Hansi“-Postarte mit Kindern in der Elsässer Tracht.

Mein Mann erzählte mir, dass diese kleine Doppelstube ganz sicher seine Lieblingsstube sein würde.

In meinem Fundus gab es einen kleinen schwarzbunten Hahn. Den wollte ich in die Wohnstube stellen.

Die Trinität der Ereignisse zeigte mir den Weg - ich wollte eine Elsässerstube!!!

- Ich fand die Elsässer Kinder in Tracht so zauberhaft.
- Mein Mann wurde im Elsass geboren.
- Ich hatte einen „Gallischen Hahn“

Das Elsass hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn ich tiefer darauf eingehe. Interessierte können es in den Geschichtsbüchern oder gleich im Internet nachlesen. Mein Mann ist jedenfalls gebürtiger Deutscher.

Habe ich erst einmal die richtige Idee, dann läuft alles ganz schnell - wie von allein. Ich sägte aus einem dünnen Stück Holz kleine Holzstückchen. Färbte sie braun ein, klebte die kleinen Fotos auf und verwandelte sie so ganz schnell in Bilder.

Erst später recherchierte ich und erfuhr, dass dieser „gallische“ Hahn ein echter Portugiese ist und seine Herkunft auf eine portugiesische Sage mit christlichem Inhalt beruht. Doch da hatte er sich bereits einen festen Platz in der Guten Stube erobert. Er bleibt und spielt eine Gastrolle.

Im Nullkommanix war mein Stübchen umgestaltet

Mein Wandschmuck besteht aus zwei „Hansi“-Bildern mit Kindern in Tracht, einer patriotischen Zeichnung ebenfalls von Hansi (Jean-Jacques Waltz) um 1900. Ein Pin mit Elsässer Wappen, der Straßburger Jungfrau, ein Aquarell von René Kuder - Mann am Kachelofen, eine Postkarte mit einer Darstellung von Kaysersberg mit dem Fluss Weiss (Kaysersberg ist der Geburtsort von Albert Schweitzer), eine Schmerzensmutter und ein Kruzifix.

Das Wand- und das Standregal habe ich in der Wandfarbe gemalt. Unauffällig, aber doch präsent. Die Bücher sind zwar zum Aufblättern, sie haben jedoch nur leere Seiten. Die Buchstützen sind zwei Damen aus Seiffen. In den entsprechenden Zündholzschachteln spielen sie die Rolle der Verkäuferin. Nussknacker und Räuchermännchen stammen ebenfalls aus dem Erzgebirge. Der kleine Kerzenleuchter ist aus der Werkstatt von Volker Arnold. Die Sammlung Dinos kam einmal mit einem Konvolut zu mir. Das blaue Buch gehört zu den anderen Büchern, der Kerzenleuchter ist aus den Erzgebirge und die schöne Vase ist nicht aus Lauscha, sie ist aus Kunststoff. Ich habe sie in China gekauft. Auf vielen Hansi-Postkarten sehen wir die kleinen Trachtenkinder mit einem großen schwarzen Regenschirm. So darf der in dieser Stube natürlich auch nicht fehlen. Gerhard hat den Griff aus Golddraht gebogen und ich habe den Schirm darum drapiert und befestigt. Den kleinen Portugiesen habe ich bereits weiter oben erklärt. In dem Blumenkasten stehen eigentlich die Pflanzen von Stublu - bei mir "wachsen" dort ein paar kleine Wachsblumen. 

Den Pinot Noir habe ich gleich doppelt aufgebaut - den ganz jungen Wein als Traube auf der Truhe und den älteren bereits in den Gläsern. Die Gläser sind von Playmobil. Wie immer hat Playmobil da eine sehr spielfreudige bzw. praktische Lösung gefunden. Die Gläser sind zweiteilig. Man kann den „Wein“ herausnehmen. Es sind Einsätze. So hat man schnell aus dem Pinot Noir einen Grauen Burgunder „gekeltert“. Das tolle Buch hat meine Freundin Geli für mich gebunden. Das kleine Kissen ist aus einem Rest vom Gardinenstoff, das andere habe ich aus geteiltem Baumwollgarn gehäkelt. Hinter dem kleinen Türchen geht es ins Reich des guten Hausgeistes, aber auch zu dem kühlen Rückzugsort der kleinen Schildkröte aus einem Bonsaigarten. Der Button zeigt, wo zurzeit die nationale Gesinnung der Elsässer angesiedelt ist. Die schwarze Katze kommt aus England - sie wurde aus einem Kunststoff gegossen. Der aufgeblasene Hahn war - bevor ich ihn umfunktioniert habe - als Schuhschmuck gedacht. Die Porzellanbecher stammen aus einem 6er Set. Die silbernen Tassen sind aus der Schmuckkollektion und die Petroleumleuchte auch. Die roten Römer sind aus dem Erzgebirge in größeren Stuben werden sie häufig auch als Eierbecher genutzt.

Die Religion spielt in Frankreich eine eher untergeordnete Rolle. Daher gehe ich davon aus, dass die Bewohner dieser kleinen Doppelstube deutsche Wurzeln haben. Im Schlafzimmer hängt das Kreuz und die Schmerzensmutter an der Wand - siehe weiter oben. Auf dem Schrank steht eine Marienstatue. 
Das bunte Huhn ist das Pendant zum Gallischen Hahn in der Guten Stube. Weil der Besen so schön ist, hängt er an der Wand. Der Waschtisch ist mein ganzer Stolz. Der Hocker selbst ist von Steve und Sherri. Neueren Datums ist das Porzellanwaschgeschirr. Die Seife habe ich aus einem kleinen Stückchen Holz mit einer Nagelfeile geschliffen und auf Lavendel bemalt. Den „Schwamm“ habe ich aus gelber Stopfwolle gehäkelt, den Waschlappen, das Handtuch und den Vorleger habe ich ebenfalls gehäkelt - aus geteiltem Baumwollgarn.

Das Elsass ohne die Störche geht überhaupt nicht. Der Storch auf dem Dach ist aus Holz. Er begann sein Leben als  Schlüsselanhänger. Er ist sehr gut gearbeitet. Links der Storch ist ein edles Glastier von Murano. Weil er so schön ist, bekam ein einen Platz in der Mitte Stube. Der mittlere Storch hängt draußen an der Hausseite. Er war ein Pin für den Kühlschrank. 

Im Regal habe ich neben der Stube ein wenig Platz. Den habe ich grün ausgelegt und meine anderen Störche hingestellt. Der stolze Vogel, der die kleine Schildkröte bringt, ist aus Celluloid, sein kleinerer Bruder ist ein Wackelstorch von BREBA.

Das ist Sophia. Dieses kleine Plasticbaby Preh-Mädchen ist nur 9,5 cm hoch. Daran mögen Sie nun erkennen, wie klein die Elsässer-Doppelstube ist. Noch etwas kleiner als Lundby.

Vieles spricht dafür, dass dieses Möbelset keine Manufakturarbeit ist. Während des Krieges und auch in den Nachkriegsjahren wurde sehr viel Spielzeug in den Familien hergestellt. Andererseits gab es auch unzählige kleine Werkstätten, sowohl im Erzgebirge als auch im Allgäu, die Puppenmöbel fertigten. Es sollte schon wirklich ein sehr großer Zufall sein, wenn ich doch noch erfahre, wer hier der  Holzkünstler war. Selbstverständlich würde ich mich über Leser-Hinweise sehr freuen.

Doll(e) Grüße
Sigi Ulbrich

Text: Sigi Ulbrich - www.tortula.de
Fotos wenn nicht anders genannt: GMUwebSign.de

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