Wovon ich noch erzählen wollte ...

Tortula und Ihre Lebe zu Kuhn 01.06.2021 - Mein Haus in (aus) Fischbachau - 
ein Traum wird wahr

Ich liebe Kuhn ...

Mein Kuhn-Chalet aus den frühen 60er-Jahren

Ich denke ausnahmslos jeder Kuhnsammler träumt davon, in seiner Sammlung ein Kuhn-Chalet stehen zu haben

Seit kurzer Zeit nenne ich nun ein Haus aus den frühen 60er-Jahren mein Eigen.

Oh ja, es war sehr aufregend für mich, als mein Mann im Mai 2021 - also im Jahr zwei der Pandemie - fragte, ob ich mir immer noch ein Chalet wünschen würde. Er hatte das Gefühl, er müsste etwas ganz Besonderes für mich tun. Natürlich bestätigte ich, nein, bekräftigte ich meinen Wunsch nach einem alpenländischen Kuhn-Bauernhaus.

In einem Online-Auktionshaus hatte er ein Haus entdeckt

Im großen Online-Auktionshaus hatte er ein Haus entdeckt, und wenn ich das Haus wirklich haben möchte, so könnten wir ja ein Gebot dafür abgeben. Es hätte allerdings ein paar „Macken“. Da musste ich schmunzeln, - meine Güte, das Haus war über 60 Jahre alt, - es durfte, nein, es musste ein paar „Macken“ haben. Jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich doch, welche „Macken“ der Zahn der Zeit hinterlässt. Da konnte mich wirklich nicht viel erschrecken.

Nun ja, es hat tatsächlich ein paar kleinere Gebrauchsspuren - der Frontaufsatz war vielleicht einmal heruntergefallen - oder irgendwo gegen gestoßen, ebenso die eine Giebelseite.

Es war nur noch ein Haken zum Verriegeln des Vorsatzes vorhanden, aber sonst -. Ja, es war ein Traum, es war mein Traum und dieser Traum wurde nun Wirklichkeit. Wer braucht schon Riegel. Außer mir würde nie mehr jemand mit diesem Haus spielen und ich würde mich entsprechend vorsehen.

Ich werde mir mit der Gestaltung des Hauses sehr viel Zeit lassen, es gibt so viele Kleinigkeiten, die ich mir für dieses Haus wünsche. Einiges werde ich bestimmt in meinen Kisten finden, anderes könnte ich selbst fertigen (z.B. Teppiche) und das eine oder andere werde ich mir von Freunden wünschen und bestimmt auch noch kaufen. Das Haus soll ein wundervolles Projekt in diesem Sommer sein - eine herrliche Zeit steht vor mir.

Als erstes schaute ich einmal in meine alten Kataloge und ja, ich habe einen Katalog aus den 60er-Jahren. Auf Seite 9 sieht man die Abbildung des Hauses, nun ja, jedenfalls beinahe. 

Dieses nur „beinahe“ veranlasste mich, mich einmal intensiver mit den Kuhn-Häusern zu befassen. Das Ergebnis dieser Recherche habe ich für Sie aufgeschrieben.

Wenn man an die alpenländischen Häuser von Kuhn denkt, hat man sofort den heiligen St. Florian vor Augen. Im Zuge dieses „schaun wir mal“, habe ich auch bei Wikipedia über den Schutzheiligen der Brandbekämpfer nachgelesen. Einmal mehr war ich froh und glücklich, dass ich im HEUTE lebe. Wenn Sie sich einmal wieder gruseln möchten, klicken Sie da doch einmal durch.


Auszug aus dem Lexikon der Puppenstuben und Puppenhäuser aus dem
Swantje Köhler Verlag -  mit freundlicher Genehmigung des Verlages

1945 wird Franz Kuhn aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft entlassen. Er ist an Laib und Seele ein gebrochener Mann. Er hat Wassersucht und ist schwer gehbehindert. Trotzdem nimmt er den Betrieb wieder auf. Als Nichtraucher hatte er in der Gefangenschaft die Anrechte auf Zigaretten verkauft und das Geld gespart. 1800 Mark hatte er gespart und davon kauft er das erste Holz für die Puppenmöbel.

1950 meldet er sich und die Puppenstubenmöbel auf der Nürnberger Spielzeug Messe zurück. 

Gleich mit einer kleinen Sensation. Die Winkelstube - in groß, - also ca. 1:10 und ...

... - auch als Mini-Stube - mit und ohne Keller.


Auszug aus dem Lexikon der Puppenstuben und Puppenhäuser aus dem
Swantje Köhler Verlag -  mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Schon 1953 kam es zu einer weiteren großartigen Neuheit. Endlich ein Haus!!! Dieses Haus hat drei Räume. Unten Wohnstube und Schlafstube. Oben ein Kinderzimmer. Dort stehen die kleinen Möbel. Eine ungewöhnliche Lösung.


Sammlung und Foto: Sybille Grünau

Schaut man nun genau hin, so sieht man, dass die Front klappbar ist. Sie ist mit einem Klavierband direkt am Haus befestigt. Diese Art hat einen großen Platzbedarf. Ich bezweifele, dass die Kinderzimmer der 50er-Jahre so viel Raum für ein Puppenhaus Spiel ließen.

Schaut man noch genauer hin, so sieht man, dass man ihn nicht sieht. Jawohl, dieses Haus hat keinen Florian. Irgendwie enttäuschend. Die Eingangstür und die Balkontür lassen sich öffnen, durch die Fensteröffnungen kann man in die Stuben schauen. An den Fenstern und dem Türfenster der Balkontür hängen Gardinen - im Kuhn bekannten Vichykaro in rot/weiß und blau/weiß. Das Fenster in der Eingangstür ist ein blindes Fenster.

Dann im Katalog von 1955 ist der Heilige Florian da - wunderschön und handgemalt. Jeder Einzelne ein Unikat. Ich könnte mir vorstellen, dass Franz Kuhn diese Figuren selbst gemalt hat - er war ein leidenschaftlicher Maler - mit entsprechender Ausbildung. Bereits in München in der Grundschule hatte man seine Begabung erkannt. Als 10-jähriger malte er bereits die kleinen Bilder für die Puppenstuben. Seine Begabung - nicht seine Leidenschaft - hat er auch an seine Tochter Christa vererbt. Sie verzierte bis zum Schluss die Bauernmöbel - mit Palette und Pinsel.

Doch das Erscheinen des Florian war nicht die einzige Änderung. Die Kuhn-Sammlerin Elke Mehrwald schickte mir diese Fotos (vielen Dank). Rechts auf der Vorderfront ist der Heilige. Er versucht mit einem Scheffel Wasser ein brennendes Haus zu löschen. In der linken Hand trägt er eine Standarte mit einzipfeliger Reiterfahne, rot mit weißem Kreuz. Die christliche Fahne ist
eigentlich blau mit rotem Kreuz. Doch schaut man sich Bilder von Statuen des Florian an, so sieht man vielerlei verschiedene Fahnen und ich denke, diese sollte man einfach so hinnehmen, wie Franz Kuhn sie sich ausgedacht hat.

Man erkennt das wunderschöne Dach mit den angedeuteten Schindeln. Der hübsche Giebelschmuck fehlt bei diesem Haus. Er ist im Laufe der letzten ca. 70 Jahre abgebrochen. Das leicht ovale Fenster in der Eingangstür ist jetzt auch zum Durchschauen - mit Gardine im Vichykaro - bei Frau Mehrwald im blauen Karo. Bedingt durch den Florian gibt es in der Front nur noch links ein Fenster und man erkennt eine andere Art der Frontbefestigung.

Rechts und links innen an den Außenwänden der Stuben sehen Sie „Schnappschlösser“. Ich finde sie klobig und vollkommen deplaziert. Als ich sie das erste Mal sah, hielt ich sie für die „Tat“ eines Vaters, der das Haus seiner Tochter wieder repariert hat. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Schließvorrichtung von Kuhn angebaut worden ist. Doch ich irrte mich. Genau diese großen Schnappschlösser habe ich bereits mehrfach bei dem 50er-Jahre Haus gesehen. Leider kann ich das Zeitfenster weder vom Klavierband, noch von den Schnappschlössern genauer eingrenzen. Rein gefühlsmäßig denke ich jedoch, dass erst das Klavierband da war und weil der Spielraum eben doch begrenzter als erhofft war, später auf diese Schnappschlösser umgestellt wurde. Doch das ist reine Spekulation.

Übrigens, die Girlande am Giebel ist nicht wirklich gelb, es ist eine Farbtäuschung durch Licht und/oder Fotografie. Ich habe Frau Mehrwald gefragt.

Doch zurück zu meinem Traumhaus!

Die 60er-Jahre Häuser haben einen großen Balkon, er geht über die gesamte Front. Das bietet natürlich unendliche Möglichkeiten. Zwei Liegestühle habe ich schon einmal draufgestellt. Das Fenster und die Tür zum Balkon hin sind „blind“. Also ohne Funktion. Die beiden Etagen sind fest miteinander verbunden. Der Spielzugriff ist ausschließlich vorne. Dieses Haus hat nur die Wohnstube und die Schlafstube. 

Na ja und die -...

... Rumpelkammer. Ich konnte keine offizielle Erklärung für diesen toten Raum finden. Natürlich habe ich eine Theorie, eine Vermutung. Ich denke nämlich, dass von dem Dachstübchen aus dem 50er-Jahre Haus bereits ein paar Obergeschosse fertig waren und diese nach der Umstellung auf das neue Haus einfach andersherum aufgesetzt wurden - weil, diese schönen Fertigteile konnte man doch nicht einfach liegen lassen. Aber wie gesagt - reine Vermutung.

Auf der rechten Frontseite ist ein schönes gemaltes Fenster - mit ebenfalls gemaltem Blumenkasten davor. Ich denke, dass die angedachte Bepflanzung Geranien sind. In Fischbachau gehören Geranien zum Straßenbild. Das Fenster in der Tür ist rund. Es hängen keine Gardinen, - es sieht auch nicht so aus, als wären dort jemals welche gewesen.

Die Fensterläden sind beweglich, man kann sie bei Bedarf schließen. Ober- und unterhalb des Fensters ist ein sehr schöner, gemalter Fensterschmuck.

Wer einmal durch Fischbachau spaziert ist, der erkennt schnell, wo von sich Kuhn inspirieren ließ. Dort sieht man viele künstlerisch gestalteten Fenster und so manche Hauswand erzählt gleich eine richtige Geschichte. Vielleicht ist das in der Alpenregion nichts Besonderes, doch für uns Norddeutsche ....

Mehr kann ich im Augenblick nicht über die Kuhn-Häuser erzählen. Doch ein Kuriosum will ich nicht verschweigen. Die Tortula Leserin Maureen Greenwold hat einen Katalog der Firma FAO Schwarz (NY) von 1937. FAO Schwarz war in den USA über viele Jahrzehnte „DIE“ Adresse für Spielwaren. Frau Greenwold schickte mir diesen Scann. Nun fragen Sie sich vielleicht, warum ich Ihnen dieses Bild hier zeige. Na, dann schauen Sie einmal genau hin. Die Möbel vor dem Haus sind unzweifelhaft Kuhn-Möbel aus den 30er-Jahren. Man erkennt es am Tisch und der Form der Stühle. 

Das kleine Haus wird in den USA immer als Kuhn-Haus angeboten.

Ich glaube jedoch nicht, dass es von Kuhn gebaut wurde. 1937 war der Export von Deutschland in die USA recht schwierig. Die Zölle, - die sich nach dem Gewicht richteten -, waren immens hoch. Eine Werbung - in etwa „Deutsches Bauernhaus“ wäre 1937 in den USA wohl kaum gut angekommen - daher wohl das „Swiss Chalet“. Ich gehe einfach davon aus, dass das Haus in den USA im deutschen Stil gebaut und die Kuhn-Möbel hineingestellt wurden. Zusammen wurde es als Einheit angeboten.

Genau so ist man offensichtlich in den 70er-Jahren verfahren. Diesen Scann eines Kataloges von 1974 …..

- . und Fotos von ihrem Schwarz-Haus schickte mir Olivia Garson. Neben der linken Außenwand der oberen Stube klebt noch der Aufkleber von FAO Schwarz - und nirgends ein Zeichen oder Aufkleber von Dora Kuhn.

Die Fenster dieses Hauses haben einen gefälligen Fensterschmuck und welche Freude sie haben Blumenkästen. An diesen Blumen freut sich Olivia ganz besonders.

Das kann ich gut verstehen. Ich warte ja selbst schon sehnsüchtig auf das Paket aus Amerika mit den Blumenkästen, die Steve gebaut hat. Links oben sehen Sie einen Originalkasten von Dora Kuhn und rechts und unten Nachbauten. Die Kuhn  Blumenkästen - oder sagen wir lieber, die Balkonkästen - werden einfach in das Balkongeländer gesteckt.

Das war nun ein Exkurs über die Kuhn-Häuser, wenn mein Haus eines Tages fertig eingerichtet ist, dann werde ich Ihnen hier an dieser Stelle die Bilder zeigen. Bis dahin werde ich einen wundervollen Sommer mit meinem neuen Haus verbringen.

Halt !!! - Ein hab ich noch !!!

Also wirklich, dieser Mai hatte echte Überraschungen für mich parat. Gerade als ich diese Geschichte zum Abschluss bringen wollte, da erreichte mich ein Päckchen. Im wahrsten Sinne des Worte ein Überraschungspaket. Die Verkäuferin meines Kuhn-Chalets schickte mir eine ganze Schachtel voller Puppen und Miniaturen. 

Es waren die, die sie im Haus vorgefunden hatte, als sie das Haus kaufte. Sie tat das, weil sie eine Leserin der Tortula ist und sich freute, dass gerade ich dieses Traumhaus gekauft habe. Kaum zu glauben, dass es so nette Menschen gibt.

Mit der Heimkehr dieser Erna Meyer Puppen haben sich meine Überlegungen, wer aus meiner Puppenschar in mein Traumhaus einziehen würde, endgültig erledigt. 

Genau diese Puppen gehören dort hin !!!

Text: Sigi Ulbrich - www.tortula.de
Fotos wenn nicht anders genannt: GMUwebSign

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