Wovon ich noch erzählen wollte ...

01.04.2022 - Peter Petersen - Fischer
Teil 1

 

Im Spätsommer 2021 bis hinein ins Jahr 2022, haben wir unseren Eisenbahnkeller aufgelöst. Das war nicht einfach - die Emotionen schlagen Purzelbaum bei solchen Arbeiten. Neben dem Abbau der großen Anlage mussten auch die Kisten und Kästen, die vielen großen und kleinen Sachen, die sich im Laufe der letzten 26 Jahre unter der Anlage angesammelt haben, sortiert, einem anderen Lagerort zugeordnet oder weggeworfen werden. Keine Arbeit, die wirklich Freude macht. Doch hin und wieder kamen dabei auch schöne Momente. Ich habe mehrere Kisten mit beinahe vergessenen Puppenstubenmöbeln gefunden. Sogar ein wirklich schönes Küchengehäuse. Natürlich stellte ich gleich einmal Möbel hinein, aber nun ja, richtig passend erschien es mir nicht, also kam das Gehäuse erst einmal in unseren Keller.

Zu meiner Freude kamen auch ein paar von meinem Mann gebaute Holzkisten zutage. Selbstverständlich habe ich die sofort requiriert. So etwas kann man sich doch nicht entgehen lassen. So wie diese hier. Sie hat eine schöne Größe 39 x 32 cm.

Sofort stellte ich ein paar der wiedergefundenen Möbel hinein, - ja, das gefiel mir. Vielleicht etwas hoch. Doch kürzen ging nicht. Was mein Mann gebaut hat, das ist stabil. Aber man könnte natürlich einen Dachboden einziehen.

Allerdings hatte ich schon ein „Haus“ mit Dachboden. Mein Strandhaus mit dem alten Käpt'n hatte einen Dach- boden. Was ich noch nicht hatte, war ein Keller. Ein Keller hat doch Potenzial. Ja, einen Keller wollte ich haben, - auch mein Mann fand die Idee sehr gut und wollte mich beim Bau unterstützen.

Der Keller sollte wirklich ein richtig schöner Keller werden, musste aber einfach in der Umsetzung sein. Wir kauften ein Stück Presspappe, weiß und braun, beide Seiten glatt. Die weiße Seite sollte nach unten zeigen, die braue nach oben, als Fußboden für die Stube. Ich schnitt einen Bogen ganz zart grauen Tonkarton auf die richtige Größe. Auf den Boden malte ich Steine und die Wände „mauerte“ ich mit weißen Backsteinen.

Als ich im Baumarkt die Presspappe schneiden lies (die wissen schon immer, dass ich die Frau mit den kleinen Aufträgen bin), bat ich um ein Holzstück aus dem Abfallkorb - genau in der Höhe, wie mein Keller werden sollte. Das nahm ich als Hilfe, damit ich die feinen Bodenträgerleisten gerade und in der richtigen Höhe anbringen konnte. Es hat gut geklappt.

Mein Mann hatte die Befürchtung, dass die Bodenplatte vorne ein wenig durchhängen wird. Daher „mauerte“ ich noch einen Stützpfeiler. Im Inneren des Papppfeilers befindet sich ein kleines Rundholz, was dem Ganzen wirklich Halt bietet. In der Zwischenzeit sammelte ich allerlei Miniaturen, die ich vielleicht - eventuell - gegebenenfalls in den Keller stellen wollte.

Meine Werkstatt ist der Küchentisch. Das bedeutet leider auch, dass ich immer wieder für ein normales „Küchen- leben“ alles einpacken musste. Ich mochte gar nicht hinsehen, als mir dabei einmal der Transportkorb aus der Hand rutschte und auf den Küchenboden fiel. Ich hatte viel Glück. Nur die Krone vom Küchenschrank war abgebrochen und die eine Schranktür war aus dem Scharnier geplatzt. Gerhard konnte alles am nächsten Tag wieder beheben.

Ich hatte für den Keller zwei und für die Stube eine Petroleumlampe. Zusätzlich montierten wir noch 3 kleine LED Leuchten an die Stubendecke. Die Installation war eine Gemeinschaftsarbeit von Gerhard und mir. D. h., er zeigte mir, wie man lötet und ich führte es aus.

Wie man sieht, hat es gut geklappt. Natürlich habe ich keine so feinen sauberen Lötstellen hingekriegt, wie sie früher bei Gerhard waren, aber für meine Ansprüche reicht es aus - Hauptsache ein stabiles Licht.

Ich hatte meine „Mühlen“ herausgesucht. Sie lagen schon so lange in meiner Kiste. Das Motiv passt eben nur schlecht in eine alpenländische Stube. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Stube noch kein Motto. Als Gerhard die Teller entdeckte, meinte er, dass er dann auch einen richtigen Fischer haben wolle. Damit war das Motto vergeben. Eine Fischerstube.

Ich hatte einmal gesehen, dass ein Angler seine gefangenen Fische im Keller zum Trocknen aufhängt. Das wollte ich auch. Dafür boten sich die Fische vom Playmobil an. Mit einem Nadelbohrer bohrte ich ein Loch hinein und zog einen Draht durch.

Das war schon mal ganz gut, aber doch sehr unnatürlich. So strahlend blaue Fische - nein danke. Solche Fische hätte unser - bisher noch unbekannter - Fischer nicht aus dem Meer geholt.

Ich hatte graue, silberne und blaue Fische. Ich musste sie anmalen. Ein kleiner Tipp für andere „Maler“. Einfache Acrylfarbe hält auf dem Kunststoff von Playmobil sehr gut. Lacke überhaupt nicht. Also malte ich die blauen Fische mit einem rotbraun an und im zweiten Durchgang ging ich mit fahrigem Pinselstrich in silber darüber. Die grauen und silbernen Fische bekamen nur einen unregelmäßigen Anstrich mit dem rotbraun.

Das sieht nun wirklich sehr naturalistisch aus. Damit die Fische nicht einfach so aneinandergereiht sind, habe ich einen Abstandhalter eingesetzt. So können sie rundherum richtig gut trocknen.

In der Zwischenzeit trockneten die weiß gemalten Bodenträgerleisten und ich konnte das „Mauerwerk“ anleimen. Mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden. Der Keller sah optisch nach mehr aus. Man nahm ihm die Illusion des gemauerten Kellers ab.

Anschließend habe ich mich mit dem Tellerbord beschäftigt. Es war klar, dass es nicht zu dem ursprünglichen Möbelset gehörte. Es ist wahrscheinlich von Bodo Hennig und wurde dann farblich auf die Möbel abgestimmt. Ich trug noch ein paar passende Blümchen auf und anschließend habe ich das Bord gewachst, den Tipp habe ich von Sherri erhalten. Schauen Sie den Vergleich an. Es ist jetzt viel ansprechender. Ich habe Möbelwachs genommen, doch es geht auch mit Bohnerwachs, ja sogar mit Schuhcreme.

Ein Fischer benötigt natürlich ein richtiges Fischernetz. Als Schulkind habe ich im Handarbeitsunterricht gelernt, wie man ein Netz knüpft und vor ein paar Jahren habe ich für das Strandhaus auch ein Netz geknüpft. Es war also kein Problem für mich. Ich habe ganz dünnes Baumwollgarn genommen, trotzdem sind die einzelnen Löcher natürlich recht groß. Die kleinen Fische von Playmobil hätte der Fischer mit diesem Netz sicherlich nicht fangen können.

Natürlich braucht ein Fischer einen Kescher. Gerhard hat einen aus Blumendraht gebogen. Ich habe einmal von meiner Freundin Jutta ein Stück ihres Brautschleiers bekommen. Ich schnitt ein Stück davon ab und legte es für ein paar Tage in Tee - sieht doch gut aus. Der vergessene Seestern ist vielleicht etwas übertrieben, aber ich konnte nicht widerstehen.

Ein wirkliches Problem für mich war die Beschriftung des Fangbuches. Das Etikett ist nur 15 x 8 mm groß. Ich könnte natürlich ein Etikett mit dem PC beschreiben und dann aufkleben. Aber das sah irgendwie unnatürlich aus. Nein, mein Fischer  sollte sein Fangbuch per Hand beschriften. Meine  Schrift war schon immer  gewöhnungsbedürftig Ich
druckte mir eine ganze Seite mit kleinen Schildchen aus und übte, bis ich endlich hoffte, dass ich es schaffe. Es sieht so aus, als hätte Herr Petersen in der Grundschule nicht am Schönschreibunterricht teilgenommen. Ich habe übrigens einen feinen Kugelschreiber genommen, alles andere (Bleistift, Faserschreiber, Buntstift) hatte ich verwerfen müssen, viel zu dick.

Auf dem Höhepunkt der Pandemie habe ich Teppiche gewebt. Ich habe mich damit von den Sorgen um unsere Sicherheit abgelenkt. Dieser Teppich ist auch aus der Zeit. Ich habe als Untergarn ganz feine hellblaue Baumwolle genommen und mit etwas dickerem Acrylgarn gewebt.

Den Fußboden der Stube habe ich mit rotbrauner Acrylfarbe gestrichen. Nach dem Trocknen habe ich die „Fliesen“ aufgetragen und schließlich mit blau ein kleines Muster gemalt. In der vorderen Fliesenreihe habe ich einige Fliesen verziert. Ganz links ist eine blaue Schildkröte – deshalb wird auch keine Schildkröte in die Stube einziehen. Dann ein gelber Seestern, danach angedeuteter Fischkutter und in der Mitte die Initialen von Gerhard, wieder ein angedeuteter Fischkutter, ein Seepferdchen und zum Schluss ein Fisch. Als alles getrocknet war, habe ich die Fliesenfugen mit einem dicken grauen Buntstift nachgemalt. Anschließend bin ich noch einmal mit Wachs über den Fußboden gegangen. 

Nun war schon viel geschafft. Der Bewohner hatte bereits einen Namen – auch wenn er noch immer nicht gefunden war. Bitte schauen Sie unbedingt wieder bei der Tortula vorbei damit Sie Herrn Petersen kennen lernen. Am einfachsten ist es, wenn Sie sich hier - mit einen Klick zum Newsletter anmelden. Dann werden Sie auch künftig nichts verpassen.

Peter Petersen - Fischer Teil 2 erscheint im Mai 2022

Text: Sigi Ulbrich - www.tortula.de
Fotos wenn nicht anders genannt: GMUwebSign

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