Wovon ich noch erzählen wollte ...

01.03.2020 - Margarinefiguren - Werbebeigaben

Nachdem wir Ihnen die Margarine-Engel (11/2019) und die Margarine-Blumen (09/2014) gezeigt haben, wird es Zeit, dass Sie einige generelle Informationen über diese sehr beliebten Sammelfiguren erhalten.

Die Geschichte der Margarinefiguren geht zurück bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhundert. Der Konkurrenzkampf auf dem Margarinemarkt war so groß, dass die Hersteller sich etwas einfallen lassen mussten. 

Kostenlose Zugaben, also Figuren aus Holz, Pappe, Masse und Metall, aber auch Papierbilder waren damals gang und gäbe. 

Diese Art der Werbung flaute Ende der 20er Jahre wieder ab. Doch sie erlebte Anfang der 50er Jahre eine Renaissance.


Elbgau war ein deutsches Margarinewerk

Aus der persönlichen Bekanntschaft zwischen Fritz Homann, seines Zeichens der Margarinefabrikant in Deutschland und Richard Sieper, dem Inhaber der Firma SIKU - sozusagen dem größten Automobilhersteller Deutschlands, entwickelte sich eine große und intensive Zusammenarbeit. SIKU wurde der Hersteller von gegossenen Margarinefiguren. SIKU war zwar nicht der einzige Fabrikant, aber mit Abstand der Größte.

Anmerkung der Redaktion:
<Wenn Sie männlichen Geschlechts sind, oder einen Partner, Sohn oder Bruder haben, dann kennen Sie ganz bestimmt die kleinen Autos aus Kunststoff. Sie sind ziemlich wirklichkeitsnah und fehlen auch heute in keiner Spielzeugkiste>

   


Im Jahr 1876 gründete Fritz Homann eine Fleich- und Wurstfabrik

Am Anfang erhielt man nur Beigaben beim Margarinekauf. Daher die Bezeichnung Margarinefiguren, bzw. Sanellafiguren. Doch schnell zogen weitere Branchen, wie Kaffee-, Tee-, Mehl-, Haferflocken-, Tabak-, Bohnerwachs- und andere Hersteller nach. Mit Figurenserien aus allen nur erdenklichen Lebensbereichen wurde um die Gunst der Kinder geworben, die dann ihrerseits die Kaufentscheidung der Erwachsenen beeinflussten. Übrigens, während wir unsere Figuren aus den Kaffeetüten herausfischten, durfte man sich beim Kauf von Margarine und Mehl eine Figur aus einem großen Glas nehmen. Bei den Haferflocker der Kölln-Werke lagen Bildserien bei.

Diese Werbebeigaben wurden so vielfältig, dass sich daraus verschiedene eigenständige Sammlergebiete entwickelt haben. Gibt man bei dem großen Internet-Auktionshaus den Begriff Margarinefigur ein, staunt man seitenlang über die Vielfalt, aber noch mehr über die Schönheit dieser kleinen Miniaturen. So detailgenau und filigran sind sie gearbeitet. Dinosaurier gab es damals schon und offensichtlich griff der Mensch auch bereits Anfang der 50er Jahre nach den Sternen, jedenfalls gibt es auch eine Weltraumserie. Zoo, Bauernhof, Wald- und Wiesentiere, Vögel, Fische, Insekten, Reptilien, Märchen, Weihnachten, Ostern, Haustiere, Kinder, Sportler, Fuhrwerke, Schiffe, Flugzeuge, Eisenbahnen, Autos, Motorräder, andere Völker, Cowboy und Indianer, Berufe, Musiker und Instrumente, nein, ich kann nicht alle Serien aufzählen, aber bitte glauben Sie mir, es gibt eine für jede Lebenslage.

Die Margarine Blumensträuße waren eine wundervolle Bereicherung für meine Puppenstuben und als ich dann auch noch die „Garten-Pflanzen“ entdeckte, war ich ganz begeistert. Nun konnte ich auch die Vorgärten „bepflanzen“.

Wer sich einmal mit diesen kleinen - überwiegend elfenbeinfarbigen - Schätzen beschäftigt, der findet schnell weitere Figuren, die wie für unsere Puppenstuben und -Häuser gemacht scheinen. Hund und Katze gehören für mich in jedes Puppenhaus. Und die Margarine-Haustiere sind eine besonders schöne Variante. Ganz allerliebst - aber bitte nur in der Puppenstube - ist das Mäuschen, was dort auf den Stiefeln sitzt und vom Kater beobachtet wird.

Von der Kaffee-Firma Korona (es war aber ein Kaffee-Ersatz, auf ähnliche Weise geröstet und weiter bearbeitet wie Bohnenkaffee) gab es ein rotes Kaffeegeschirr. Es ist von der Größe gedacht für den Puppentisch von 30 - 35 cm Puppen. Was hätte ich damals nicht dafür gegeben es zu besitzen. Mein Geschirr bekam ich erst Anfang 2000 von einer Freundin geschenkt. Es schmückt heute die Kaffeetafel von 28 und 34 cm Edi-Puppen.

Während also die großen Edi-Puppen Korona-Kaffee trinken, spielen ihre kleinen Schwestern in den Puppenstuben und Häusern mit den kleinen Möbeln von Linde. Mir persönlich hatte es an erster Stelle die kleine „Musiktruhe“ angetan. So etwas hätte ich gern im wirklichen Leben gehabt. Diese Möbel-Serien gab es in verschiedenen Farben und für alle Räumen. Küche, Wohn-, Schlaf-, Kinder- und Badezimmer. Sie sind ein eigenes Sammelgebiet und heute sehr selten. Der Weichmacher hat den Kunststoff mittlerweile verlassen, ist man unachtsam und stößt mit den Möbeln irgendwo gegen, splittern sie sofort.

In meinem großen Kuhn-Haus wohnt eine Puppensammlerin. Ihre Puppenmöbel - Tisch, Stühle, Bett - stammen ebenfalls aus dieser Zeit und waren einmal Beigaben in Kaffee, Margarine und Co. 
Es gibt einen Preiskatalog, der sich „nur“ mit diesen besonderen Figuren befaßt - wie der Titel sagt: 

Plastikwerbefiguren für Puppenmuttis.

Als die Blumenvasen mein Augenmerk auf die Margarinefiguren lenkten, war ich überrascht über Vielfalt und Schönheit. Neben den Puppen- und Puppenstubenfiguren haben es mir die Märchenfiguren besonders angetan.

Doch nicht nur die alten deutschen Märchen und Sagen spiegelten sich in den Margarinefiguren wider. Auch die kleine Meerjungfrau und die unglaubliche Reise von Nils Holgersson konnte man mit den Figuren nachstellen.

Anhand von Hänsel und Gretel können Sie sehen, dass es zu einem Thema mehrere Serien gab. Vorne in der Mitte ein kleines Hexenhaus, rechts daneben die Hexe und daneben Hänsel und Gretel sind aus einer Serie. 
Das große Hexenhaus, der Backofen mit der Hexe sowie der Stall mit Hänsel und Hexe stammen offensichtlich aus einer anderen Serie und doch ... alles waren Beigaben der Firma Münster Land.

Wer mich schon länger kennt, der weiß, dass ich über 20 Jahre als Eisenbahn-Journalistin in allen Betriebswerken und Lokschuppen in Deutschland unterwegs war. So wird es nicht wundern, dass auch die Margarine-Eisenbahn - meine ist von Fri-Homa - in meiner Sammlung „dampft“.

Ein wirklich schönes eigenes Sammelgebiet sind die Krippenfiguren - samt Engel und Engelorchester. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie viele verschiedene Serien es gibt, aber ... es gibt die Krippenfiguren auf alle Fälle in zwei Größen.

Sehr gut können Sie das erkennen, wenn Sie meine beiden Kuhn-Stuben aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ansehen. Sie sind unterschiedlich groß - links die Puppen sind 12 und 14 cm hoch, rechts die Puppen sind 7 und 8 cm hoch - und in beiden Stuben steht ein Margarine-Engel. Diese Stuben habe ich Ihnen in der Ausgabe 02/2018 bereits ausführlich vorgestellt.

Das Teutoburger Margarinewerk Walter Rau war einer der „Herausgeber“ der Krippenfiguren. Meine Mutter kaufte zwei Margarinesorten. Coco zum Kochen und Backen und Delireform als Brotaufstrich. Beide gab es damals als Würfel - ich denke ungefähr 10 x 10 x 10 cm. Die Firma Rau hatte sogar einen farbigen Prospekt. Ob es auch die farbigen Figuren gab, kann ich nicht sagen. Unsere Figuren waren immer weiß. Den weißen Baum habe ich zum Vergleich in den Prospekt hinein kopiert.

Auf der einen Seite sind die einzelnen Figuren abgebildet und auf der anderen Seite gibt es eine „Gebrauchsanleitung“ für den Aufbau der Krippe. Dieser Prospekt ist schon so abgegriffen, dass er kaum noch zu lesen ist. Doch die Zielgruppe ist eindeutig – noch lesbar: Liebe Jungens und Mädels.

Gerade dann, wenn man sich daran gewöhnt hat, dass alles elfenbeinfarbig erstrahlt, stößt man auf farbige Figuren. Doch auch da gibt es wieder große Unterschiede. Einige, wie die beiden Bäume, der Wolf in Großmutters Bett und der Jäger sind aus einem weicheren, farbigen Material. Die grüne„Pamir“ und die schwarze Kuh sind aus durchgefärbten Hartplastik. Die graue Katze, ihr roter Ball, die beiden Papageien und der Affe sind aus hellem Hartplastik und wurden nachträglich handkoloriert. Ebenso die schöne Blume mit der Biene oben drauf. Ich habe einmal versucht eine weiße Figur anzumalen. Es ist mir nicht gelungen. Das Material nahm keine meiner Farben an. Ich gehe davon aus, dass es sich um eine fabrikmäßige Kolorierung handelt.

Wenn Sie Näheres über diese deutschen „Zugaben“ wissen wollen, es gibt einiges an Literatur - ich habe längst nicht alle Bücher, die auf dem Markt (gewesen) sind. Ich denke, regulär bekommt man die Bücher nicht mehr. Einige bietet aber Herr Bitsch auf sener Homepage an - die Adresse kommt weiter unten.

Zum Abschluss zeige ich Ihnen noch ein Traumhaus.von der Margarine Union - Margarine Clever Stolz. Die 3D Figuren waren natürlich sehr begehrt und sind es noch heute. Sie sind aus Hartplastik. Da sie mittlerweile die Weichmacher verloren haben, splittern sie leicht 

Große Unterstützung bei meinen Recherchen fand ich bei Herrn Peter Konrad, er hat mehrere Bücher zu diesem Thema herausgegeben. Leider hat er sich aus diesem Sammelgebiet ganz zurückgezogen, doch erhielt ich von ihm den Hinweis auf www.margarinefiguren.de und damit auf Helmut Bitsch, über den ich dann zu Herwig Oberlerchner und seinen www.lindefiguren.at kam. Linde war damals eine bekannte Kaffeemarke. Von diesen drei Herren habe ich alles gelernt, was ich heute weiß und dafür bedanke ich mich ganz herzlich bei ihnen. Ganz uneigennützig gaben sie ihr großes Fachwissen an mich weiter. 

Sie haben meine Augen für die Schönheiten in - überwiegend - gebrochenem weiß geöffnet.

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