26.04.2018 - Museal - die Kuhnstuben aus den 1920er Jahren
 - Nachtrag

Als ich vor ein paar Wochen über meine alten Kuhnstuben berichtet habe, machte ich folgende Aussagen:

   

Eines Tages werde ich auch den passenden Tisch und die Stühle für meine Große finden. Dann bekommt sie auch die richtigen Gardinen. 

Den alten Stoff dafür habe ich bereits.

   

Ja, und nun habe ich einen Tisch, und ob ich noch Stühle haben möchte, weiß ich gar nicht mehr so genau - ich habe ja die Bänke und ich finde, sie hat jetzt gerade die richtige „Fülle“. Jedes Stück mehr wäre eigentlich ein Stück zu viel. Doch wie ich zu dem Tisch gekommen bin, dass will ich Ihnen erzählen:

      

Im Laufe meines Sammlerlebens habe ich sehr viele nette Menschen getroffen. 

Aber etwas ganz Besonderes
sind Sherri und Steve aus Missouri. 

Unsere Leidenschaft für die blauen (und roten) Kuhnmöbel hat uns zusammengeführt. Seit dem wechseln ständig Mails über den Teich und die Brief- und Paketzusteller schleppen sich mit unserer Post ab. 

Neulich klagte ich Sherri meine Enttäuschung, dass ich nun schon 6 Jahre nach einem passenden Tisch für diese alte Stube suche und einfach keinen finden würde. 

Da kam spontan das Angebot:

Steve wird dir einen bauen, schicke die Aufmaße.

   


Foto: Sherri Farley

   

Steve hat eine große Holzwerkstatt. Er liebt Holz und hat auch ihr Haus selbst entworfen und gebaut. Aber Puppenhausmöbel? Doch schauen Sie selbst. Auch Puppenhausmöbel kann er bauen – er hat nicht nur große Sägeblätter für seine Kreissäge, er hat auch Feinwerkzeug und hat sich schnell in der Welt der Miniaturen zurechtgefunden.

      


Foto: Sherri Farley


Foto: Sigi Ulbrich

   

Nach 18 Tagen konnte ich es bei dem Zoll abholen - hin und wieder wollen die Zollbeamten einen Blick in Sherris Päckchen werfen. Diese vielen kleinen Päckchen und Tüten die auf dem Röntgenschirm zu sehen sind, scheinen ihnen doch sehr verdächtig. Die Verzögerung war natürlich sehr ärgerlich. Doch die Freude war groß. Der Tisch passt genau und ich konnte ihn schon einmal hineinstellen und mir die Wirkung ansehen.

      

      

Da in der Stube sowieso eine gewisse räumliche Enge herrscht und ich gleichschenklige Eckbänke schöner, harmonischer finde, bat ich meinen Mann mir die eine Bank zu kürzen.

      

Ich nähte derweilen Gardinen und Sitzkissen - ein Kissen und die Bettwäsche für die kleine Wiege hatte ich bereits in der Wartezeit genäht. 

Obwohl ich alles andere als eine gute Schneiderin bin, solche Sachen kriege ich dann doch hin. Die fehlende Lust dazu wurde mit der optischen Freude kompensiert, als alles fertig war.

      

Heikel war die Sache mit der Farbe. Ich probierte ein wenig mit meinen Farbtöpfen herum, doch irgendwie mischte ich immer nur ein dunkles grau zusammen. 

Die Originalmöbel sind über 90 Jahre alt, damals dachte man noch nicht an RAL-Nummern

Ich ging also mit dem Kleiderschrank in ein Malerzubehör- geschäft. Dachte ich doch, man könnte die Farbe einscannen und dann ein kleines Töpfchen mischen.

      

Nun, die waren nicht begeistert von meinen Wünschen - da ist ja was drauf, auf der Farbe - klar, Firnis. Das machte man vor 100 Jahren so. Das kannte der junge Mann gar nicht. Nein, sie wollten nicht so recht ran und hätten, wenn überhaupt, auch nur Dosen á 750 ml gemischt - knapp 40 Euro würde die Dose kosten. Ich verzichtete. 

Doch in einem Baumarkt traf ich auf eine junge Frau, sie verstand und liebte ihren Job. Auch sie kam mit dem scannen nicht weiter, gab uns aber unendlich viele Farbtafeln mit nach draußen und wir konnten in Ruhe die am besten passende Farbe aussuchen - die sie - bzw. ihre Maschine - dann mischte. Es sind nur 375 ml und wir brauchten auch nur knapp 10 Euro zu bezahlen.

      

Natürlich malte ich auch die Beine der (nicht Kuhn) Ofenbank blau. So ist es eine Einheit. Die grünen Standfüße der Brettchenhunde strich ich in einen rotbraun an. Ich fand es schon immer albern, wenn sie mit dem „grünen Kunstrasen“ unter den Füßen auf dem blauen Teppich standen.

      

Manch einer mag sich jetzt sagen, aber der Tisch, die Andachtsbank und die Ofenbank sind ja nicht Original. Klar, da haben sie recht und die Gardinen und Kissen sind es ebenfalls nicht. Genau so, wie weiteres Zubehör, incl. der Bewohner - ob zwei- oder vierbeinig. Mich stört das nicht. Bei mir reicht es, wenn es hätte sein können. Ich will die Stube ja nicht zu Höchstpreisen verkaufen, sondern in unser Wohnzimmer stellen und mich daran freuen, besonders im Dunkeln, wenn ich die kleine Lichterkette einschalte.

      

Ein kleines Geheimnis bleibt jedoch um diese Stube. Was flüstert der Hausherr dem Kindermädchen ins Ohr – und das, obwohl seine Frau nur wenige Schritte entfernt steht. Er wird doch nicht ...?

E-Mail an Tortula:

... zurück zur Puppenkommode:

©Tortula & gmuwebSign

o