Puppenstuben und Puppenhäuser
von Stefanie Ludwig

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Künstler bauen Puppenstuben

2004 veranstaltete die Schirn Kunsthalle in Frankfurt/M. eine Ausstellung unter dem Titel „Kunst - ein Kinderspiel“. 

Das Augenmerk in dieser vielfältigen Schau wurde dabei u.a. auf die Tatsache gelenkt, dass mit dem Anfang des 20.Jahr- hunderts Künstler damit begannen, Spielzeug nicht nur für die eigenen Kinder oder die von Freunden zu fertigen, sondern sich generell die Frage zu stellen, wie werthaltiges und sinnvolles Spielzeug beschaffen sein solle. 

Das Kaleidoskop-Haus im Detail betrachten: Abb. anklicken >

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Abb. 7


Abb. 8


Abb. 9

Wie sehr diese Künstler-Spielzeuge ihre Zeit spiegeln und dass man sie heute als erwachsener Betrachter durchaus als Anregung für eigenes Gestalten verwenden kann, sollen zwei Beispiele zeigen. Auch so nämlich können Puppenstuben und -häuser aussehen!

Pavillon und Wintergarten, Erker und Balkon

Hie und da, schier unmerklich, scheint sich die Puppen- stube, das Puppenhaus, zu recken und zu strecken und über die Wände hinaus zu wachsen: dort lassen sich die Fensterflügel öffnen und Blumenkästen tauchen auf den Fensterbänken auf. Ein Balkon wird angebaut, teilweise durch Säulen gestützt, die zugleich den Eingang zum Haus betonen. Dachterrassen kommen hinzu oder ein Erker. 

Ein Wintergarten entsteht - und schließlich erhält das Haus einen grünen Rahmen: einen Garten! 

Und hier, mitten in der blühenden Natur, entsteht ein neues kleines Puppenhäuschen: ein Pavillon!


Abb. 10


Abb. 11

1995 stellte Bodo Hennig auf der Nürnberger Spielwarenmesse als Neuheit einen Pavillon aus. Das aus schmiegsamen, leichten Pappelholz geformte Dach hat eine Höhe von immerhin 42cm und soll mit seiner grünen Farbe an ein schön gealtertes Kupferdach erinnern. Sicher war es nicht nur der Endverbraucherpreis von ca. 150 DM, der dieses Sammlerstück nicht zu einem großen Erfolg werden ließ, sondern auch seine Größe. Erzählt wurde von einem Kunden, der den Pavillon zwischen zwei große Puppenhäuser platziert hatte…

Puppen-Garten

Diese Sehnsucht nach „draußen“ hat spielende Kinder und sammelnde Erwachsene immer wieder gepackt. Marianne Hamm von Sahr erzählt von dem Puppengarten, einem Werk ihrer Mutter:
„Dazu hatte sie einen großen grauen, festen Karton machen lassen, dessen vordere Breitseite aufzuklappen ging. Nun hatte man drei Wände und einen Boden vor sich. Die Wände des Gartens waren angemalt: rote Ziegelsteine, weiß verfugt und mit Spalier aus weißem Papier versehen. An diesem Spalier hingen Früchte aus Plasteline, einer Knetmasse, aus der die Mutter alles formte, was wir brauchten. Der Rasen in diesem Zaubergarten war aus aufgeklebtem grünen Sammet, die Wege aus Sandpapier. Eine Rosenlaube mit kleinen, weißen Gartenstühlchen war unser ganzes Entzücken.“

Hier hat sich der Puppengarten zu einem eigenen Spielzeug emanzipiert, aber man kann durchaus auch ein Grundstück- chen neben dem Puppenhaus gärtnerisch nützen. Schreiten Sie nur beherzt zur Tat!

Woher aber bekommt man das Zubehör? Initiative und Phantasie sind hier ebenso gefragt wie das Durchstöbern anderer Spielzeugbereiche. 

Als Beispiel diene die rechte Abbildung: 

Das Frühbeet entstammt einem Modelleisenbahn-Katalog (Pola/Gebr.Faller), das saftige Gemüse wurde von Playmobil geliefert.


Abb. 12

Zu den Fotos:
Abb. 7
Laurie Simmons (1949-) entwarf 2000 mit dem Architekten Peter Wheelwright das Kaleidoskop-Haus im Maßstab 1:12 mit transparenten und verschiebbaren Farbwänden Es ist ein Mittelding zwischen Kinderspielzeug und Architekturmodell. Auch die Inneneinrichtung lehnt sich an die Entwürfe berühmter Designer an.
Abb. 8
Ludwig Hirschfeld-Mack (1893-1965) gehörte der Bauhaus-Bewegung an und beschäftigte sich auch mit der Herstellung von Lernspielzeug. Die „Pädagogische Puppenstube“ von 1924 „erlaubte Experimente mit der räumlichen Wirkung von kalten und warmen Farben und nahm Fertigteilbauweise … vorweg.“ Zitat: Peter Stasny
Abb. 9
Sitzgruppe, Detail aus dem Kaleidoskop-Haus
Abb. 7 bis Abb. 9
Alle Informationen zur „Pädagogischen Puppenstube“ und zum „Kaleidoskop-Haus“ stammen aus dem Ausstellungskatalog der Schirn Kunsthalle; die Aufnahmen wurden der Presse.CD entnommen.
Abb. 10
Leichte Möbel von Bodo Hennig für ein fröhliches Gartenleben
Abb. 11
Gartenpavillon, Foto: Bodo Hennig
Abb. 12
Frisches Gemüse aus dem Puppen-Garten

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