Puppenstuben und Puppenhäuser
von Stefanie Ludwig

Seite 1-3

[ Seite 1 ] [ Seite 2 ] [ Seite 3 ]

Puppenstuben und Puppenhäuser -
„Normale“, besondere und ungewöhnliche

Geborgenheit im Puppenhaus

So, ja so soll eine Puppenstube aussehen: gemütlich, ordentlich, sauber! Vollgestellt mit vertrauten Möbeln und Einrichtungs- gegenständen aller Art. 


Abb. 1

Bewohnt von adrett gekleideten Püppchen, wenn möglich auch von dem ein oder anderen Haustier, vorzugsweise einer Katze. Zweierlei gibt es, das uns an der Welt en miniature so anzieht: die Nachbildung der Wirklichkeit ( Abb. 2
 Geborgenheit im Puppenhaus: Die Welt en miniature
) im Kleinen und die Geborgenheit, die sie ausstrahlt.

Damensalon und Dienstbotenkammer

Puppenstuben und Puppenhäuser erwachsener Sammler und Miniaturenliebhaber spiegeln überwiegend großbürger- liche Verhältnisse wider. Erlauben es uns der Platz und Geldbeutel, so ist die Zahl der Räume groß: Damensalon, Musikzimmer, Herrenzimmer oder Hausarbeitsraum gehören ebenso dazu wie die Dienstbotenquartiere unter dem Dach.

Konkurrenzdruck unter den Herstellern und Spielfreude bei den privaten Puppenhausbauern förderten eine große Vielfalt, die wir voller Entzücken in den Museumsvitrinen bestaunen - jedes alte Haus scheint eine Besonderheit zu haben. Marianne Hamm von Sahr (1902-1987) berichtet in ihrer Autobiographie „Von Deutschland nach Deutschland“ u.a.: „Schließlich gab es noch ein großes Puppenhaus mit zwei Etagen und Speicher, einer kleinen Treppe und einem Aufzug, in dem die Speisen von der Küche ins Esszimmer gezogen werden konnten“. 


Abb. 3


Abb. 4

Bei aller scheinbaren Großzügigkeit ist jeder Raum mit Möbeln und verschiedenerlei Dekorationsgegenständen (vom Vogelkäfig bis zum Schirmständer) so vollgestopft, dass die kleinen Bewohner wahre Slalomläufe absolvieren müssen, um z.B. vom Sessel zum Bücherschrank zu kommen. 

Vielleicht sitzen und stehen sie deswegen so stocksteif herum, und mancher Sammler verzichtet gleich ganz auf sie!

Baustile zwischen Biedermeier und Moderne

Architekturstile wie Biedermeier, Gründerjahre und Jugendstil finden sich am häufigsten en miniature wieder, aus der Gegenwart dann die 50er Jahre, der Landhausstil und eine etwas diffuse Moderne. Hierher gehören Computer, Drucker, Faxgerät, schnurloses Telefon, Mikrowelle usw., wie sie von mehreren Herstellern angeboten werden.

Das Landhaus Classic im Detail betrachten: Abb. anklicken >

Bild vergrössern
Abb. 5


Abb. 6

Die Liebe der meisten Puppenhausfreunde dürfte allerdings einem der Stile früherer Jahrhunderte gelten. Hier, logisch!  - ist auch das Angebot am größten und vielfältigsten, hier  ist man auf der sicheren Seite, hier passt alles zusammen.

Zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sollen  dieses „Passen“ illustrieren: das „Landhaus Classic“  (Abb. 5) und das „Puppenhaus Stadtpalais“ (Abb. 2),  beide aus der ersten Hälfte der 90er Jahre und beide von  der heute in dieser Form nicht mehr existierenden Firma  Bodo Hennig. 

Hierher gehört auch eine „Gute Stube“ der  vorletzten Jahrhundertwende aus dem Bestand des  Puppen- und Spielzeugmuseum in Rothenburg o.d.T.  (Abb. 6).

Zu den Fotos:
Abb. 1
Puppenküche aus der „guten alten Zeit“, eine kenntnisreich und geschickt geschaffene Einheit aus einem neuen Gehäuse und alten Puppen und Einrichtungsgegenständen unterschiedlicher Herkunft. So wurden die Küchenmöbel von einem Vater für seine Tochter geschreinert, die große Puppe entstand 1914 bei Cuno & Otto Dressel und die zahlreichen Küchenporzellane sind Thüringer Serienprodukte aus ähnlicher Zeit. Foto: Gabo Richter
Abb. 2
„Puppenhaus Stadtpalais“, Anfang der 90er Jahre, Foto: Bodo Hennig
Abb. 3 und Abb. 4
Gemütliche Enge im Erker eines Bodo Hennig-Puppenhauses bei wechselnden Jahreszeiten (dargestellt durch verschiedene Fotos hinter den Fensterscheiben)
Abb. 5
„Landhaus Classic“, Foto: Bodo Hennig
Abb. 6
Ebenfalls „stimmig“ wirkt diese Puppenstube mit Erker – und das, obwohl sie aus der Zeit um 1900 stammt! Sie wurde vermutlich nach einer Modellvorlage aus dem Ravensburger Verlag gefertigt. Türen, Fenster, Möbel und Erker sind handwerklich ausgezeichnete Laubsägearbeiten. Beachten Sie auch Fußboden, starkgemusterte Tapete, gewebte Fleckerlteppiche und die mit Weinranken von Hand bestickte Tischdecke. Foto: Katharina Engels, Puppen- und Spielzeugmuseum Rothenburg o.d.T.

 Seite weiter

E-Mail an Tortula: E-Mail an Tortula

... zurück zur Puppenkommode:zurück

©Tortula & gmuwebSign